Egeria

1. Römische Quellnymphe sowie Orakel- und Geburtsgöttin. Sie soll die Geliebte des sagenumwobenen zweiten Königs von Rom, Numa Pompilius, gewesen sein und ihm bei den nächtlichen Zusammenkünften den Willen der Götter kundgetan haben. Später hieß es, der König habe den Namen nur erfunden, um seinen Aussagen mehr Nachdruck zu verleihen.
Die Grotte der Nymphe E. in Rom ist ein beliebtes Motiv in Malerei und Literatur.

2. (Aetheria) Verfasserin des frühesten von einer Frau geschriebenen lateinischen Pilgerberichts (Itinerarium Egeriae). In diesem berichtet sie von ihrer Fahrt in das Hl. Land in den Jahren 381-384 und von den liturgischen Bräuchen in Jerusalem. Das Fragment der einzigen erhaltenen Handschrift des 11. Jh. wurde 1884 von Gian Francesco Gamurrini in Arezzo entdeckt und 1887/88 publiziert. Der Text selbst, dessen Anfang und Ende fehlen, gibt keine Auskunft über die Verfasserin. Auch ihre Herkunft, aus Galicien im Nordwesten Spaniens oder aus Südgallien, bleibt offen. Ihr Name ist jedoch in verschiedenen Varianten überliefert, von denen E. sich als die wahrscheinlichste Form überliefert hat. Der Text ist eine der wichtigsten Quellen für die Liturgie des 4. Jh. in Jerusalem und enthält auch reichliche Informationen über Mönchtum, Frömmigkeit und Brauchtum im Heiligen Land.

W.: Ausgabe: Franceschini, E./Weber, R: Die Pilgerreise der Aetheria. Klosterneuburg, 1958.
Lit.: Egeria, in:
Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie, Bd. 1,1. Leipzig, 1886, Sp. 1216f.; Samter, Ernst: Egeria, in: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE), Bd. V. Stuttgart, 1893ff., Sp. 1980f.
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