Eck(e)hart, Meister

Ca. 1260-1328, christlicher Mystiker, Prediger und Philosoph. Er trat dem Dominikanerorden (OP) in Erfurt bei, wo er 1296 Prior wurde; 1302 wurde er Magister (= Meister) in Paris und lehrte dort an der Sorbonne. Nach mehrjähriger Tätigkeit als Provinzial der Ordensprovinz Sachsen erfolgte die erneute Berufung auf den theologischen Lehrstuhl in Paris (1311-1313), In der folgenden Straßburger Zeit (1314-1322) setzte sich E. auch mit der Laienspiritualität seiner Zeit auseinander. Ab 1322 war er in Köln tätig.
Ab 1326 mit dem Vorwurf der Häresie konfrontiert, begab sich E. 1327 nach Avignon zum Papst zwecks Rechtfertigung seiner Thesen, von denen mehrere (26) vom Papst als der Häresie verdächtig postum verurteilt wurden (1329).
E.s Philosophie ist zugleich Mystik, Metaphysik und Ethik. Die Mystik ist auf die Einheit der Seele mit Gott gerichtet. In der Metaphysik versucht er, die biblische Offenbarung durch den Aristotelismus, die Scholastik und den christlichen Neuplatonismus zu einer Einheitserkenntnis jenseits des Denkens offenzuhalten. Ethik ist der Entwurf gelingenden Lebens im Sinne der alltäglichen Erfahrung der Einheit.
Um diese Einheit geht es auch in seinen Werken: Buch der göttlichen Tröstung (1318?); Deutsche Predigten und Traktate (1294-1327); Opus tripartitum (lat., Das dreigeteilte Werk, 1311); Quaestiones Parisienses (lat., Pariser Quaestiones, 1302-1313). Diese Schriften wirkten vor allem weiter auf J. > Böhme.
Das Generalkapitel der Dominikaner setzte 1980 eine Kommission zur Erarbeitung einer Dokumentationsbasis im Hinblick auf eine Revision des Prozesses ein.

Lit.: Albert, K.: Meister Eckharts These vom Sein, 1976; Stirnimann, Heinrich/Imbach, Ruedi: Eckhardus Teutonicus, homo doctus et sanctus: Nachweise und Berichte zum Prozess gegen Meister Eckhart. Freiburg, CH: Universitätsverl., 1992.

Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.