Eberwurz

(Carlina acaulis), volkstümlich auch Silberdistel, Wetterdistel, Kalinwurzel, Karlskraut, Mariendistel, Rosswurz usw.
Nach dem deutschen Arzt und Apotheker Tabernaemontanus (16. Jh.) suchten die > Eber diese Pflanze zur Nahrung auf, wenn sie durch > Bilsenkraut gelähmt waren, und gewannen so ihre Gliederstärke wieder zurück. Die Bezeichnung Carlina soll mit dem Namen Kaiser Karls des Großen in Zusammenhang stehen, da die E. sein Heer angeblich vor der Pest rettete. Bei > Paracelsus trägt die Pflanze den Namen „Carduus Angelicus“. Es wird von ihr berichtet, dass sie anderen Wesen auf sympathetische Art Kraft entziehen könne, um sie jemandem zu geben, der sie gerade dringend benötigt. Daher wurde die E. allgemein zum Zaubermittel bzw. zum zauberabwehrenden Mittel, wie schon (Pseudo-)Apuleius, der unbekannte Autor eines illustrierten Kräuterbuches, schreibt, dessen ältestes erhaltenes Manuskript aus dem 6. Jh. stammt. Der Urtext entstand allerdings bereits im 4. Jh.
Zusammen mit > Baldrian ist E. ein altes Pestmittel. Ihr wird auch nachgesagt, dass sie die Körperkraft und die männliche Potenz steigere.

Lit.: Tabernaemontanus, Theodor Jakob: Neu vollkommen Kräuter-Buch: darinnen über 3000 Kräuter, mit schönen und kunstlichen Figuren, auch deren Underscheid und Würckung, sampt ihren Namen in mancherley Sprachen, beschrieben. Franckfurt am Mayn: Dreutel, 1625; Apuleius: Heilkräuterbuch: Herbarius. Lateinisch und Deutsch. Wiesbaden: Marix Verlag, 2015; Marzell, Heinrich: Neues illustriertes Kräuterbuch: eine Anleitung zur Pflanzenkenntnis unter besonderer Berücksichtigung der in der Heilkunde, im Haushalt und in der Industrie verwendeten Pflanzen sowie ihrer Volksnamen. Reutlingen: Ensslin & Laiblin, 1923.
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