Eber

Ahd. ëpar, ist dem lat. aper verwandt und bezeichnet im Besonderen das männliche Tier des Wildscheins, ab dem dritten Jahr auch Keiler genannt. Bei einigen Arten sowie in stilisierten Darstellungen unterscheidet sich der E. von der Sau äußerlich durch die langen spitzen Eckzähne, die Hauer.
Der E. ist allgemein ein Symbol für ungestüme Kampfeslust und daher meist mit Kriegsgottheiten verbunden. In der griechischen Mythologie fällt > Aphrodites Geliebter, > Adonis, der seinem Vergnügen an der Jagd frönt, einem E. zum Opfer. Die Germanen opferten am Julfest zur Wintersonnenwende einen Eber mit einem Apfel im Maul, Symbol des neuen Lebens im Tod, und legten auf das Haupt des heiligen Opfertieres feierliche Gelübde ab. Nicht zuletzt wird der traditionelle Weihnachtsschweinebraten in bestimmten Regionen auch heute noch mit einem Apfel gebraten. In der christlichen Ikonographie ist der E. ein Symbol des Teufels, gilt aber auch als Attribut des hl. Kolumban, der als Einsiedler einem E. Schutz vor Jägern geboten haben soll. In Irland und Neuengland berichteten Hexen Jahrhunderte später, dass ihnen der Teufel in Gestalt eines großen schwarzen E.s erschienen sei.
In Anlehnung an die Heilung der Besessenen von Gerasa, bei der die ausgetriebenen Dämonen in Schweine fuhren, wurde das Schwein ursprünglich als Verkörperung des Bösen gesehen. Zudem hielt sich hartnäckig die Überlieferung, dass Schweine besonders anfällig gegen dämonische Besessenheit seien, weshalb kränkliche Tiere als Opfer verbrannt wurden, um die in ihnen befindlichen Dämonen daran zu hindern, anderen Schweinen Schaden zuzufügen.
Auch in der Volksmedizin finden einzelne Teile des E.s Verwendung, so z.B. die Galle gegen Frostbeulen, die Genitalien gegen Bettnässe bei Mädchen, die Nieren gegen Blasenleiden.

Lit.: Meyer, Elard Hugo: Germanische Mythologie. Berlin: Mayer & Müller, 1891; Höfler, Max: Die volksmedizinische Organotherapie und ihr Verhältnis zum Kultopfer. Stuttgart u.a.: Union Dt. Verl.-Ges., 1908; Höhn, Heinrich: Volksheilkunde. Stuttgart, 1920; Zerling, Clemens: Lexikon der Tiersymbolik. Mythologie, Religion, Psychologie. Klein Jasedow: Drachenverlag, 2012; Müller, Jan-Dirk: Eber, Wildschweine überhaupt. Tier: Begleiter des Menschen in der Literatur des Mittelalters. Köln: Böhlau, 2017.
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