Devotio Moderna

Geistliche Erneuerungsbewegung, die Ende des 14. Jh. von Geert Groote in Deventer in den Niederlanden ihren Ausgang nahm. Im Laufe des 15. Jh. verbreitete sie sich auf ganz Europa, besonders in Deutschland.
Groote (1340-1384) bekehrte sich nach sehr freizügigen Jahren 1373 aufgrund einer Krankheit und wahrscheinlich unter der Ermahnung seines Freundes Heinrich Eger von Kalkar (1328-1408), eines der Passions- und Rosenkranzandacht zugetanen Kartäusers. Groote verbrannte daraufhin seine Zauberbücher, widmete sich intensiv dem Frömmigkeitsleben und gründete mit dem ebenso universitär gebildeten Florens Radewijns (1350-1400) in Deventer das Haus der Brüder vom gemeinsamen Leben, dem bald eines der Schwestern folgte, sowie auch die Kleriker-Kongregation der Augustiner-Chorherren von Windesheim bei Zwolle. Diese Gemeinschaften verstanden sich als Abbilder der urkirchlichen Apostelgemeinde.
Für viele Gläubige war der Bruch zwischen theologischer Gelehrsamkeit und gelebter Frömmigkeit eine große Belastung. Groote schrrieb daher in seinen von Augustinus, Bernhard von Clairvaux und der sonstigen Zisterzienser- und Kartäuser-Mystik wie auch von Heinrich Seuse beeinflussten Werken und Predigten nicht nur über Meditation und Christusnachfolge, sondern entfaltete auch eine herbe Kritik gegen Ketzer und unsittliche Geistliche, was ihm ein Predigtverbot einbrachte. Er starb jedoch vor dem Zusammenstoß mit der Amtskirche an der Pest.
Seine Ideale für den Devoten waren freiwillige Armut, Gott schauen und dem Nächsten helfen, Christi Erdenleben als Vorbild, um Innerlichkeit, Gelassenheit und frohe demütige Arbeit zu pflegen. Diese Anleitung, Gott in der eigenen Seele zu finden, jenseits von theologischen Spitzfindigkeiten und mystischen Ekstasen, fand großen Anklang. Das liturgische und das gemeinsam Gebet wurden zu Gunsten des kontemplativen Gebets reduziert.
Ende des 15. Jh. umfasste die D. 84 Männer- und 13 Frauenklöster. Auf dem Konzil von Basel (1431-1449) wurde sie kirchlich anerkannt. In der Renaissance erfuhr sie große Veränderungen und verlor an Einfluss. Wichtige Vertreter der D. sind neben dem Gründer der schon erwähnte F. Radewijns, Jan Mombaer und Thomas von Kempen.

Lit.: Dols, Jean Michel Emile: Bibliographie der Moderne Devotie. Nijmwegen: Centrale Drukkerij, 1941; Derwich, Marek/Staub, Martina: Die ,Neue Frömmigkeit‘ in Europa im Spätmittelalter. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2004; Engen, John Van: Sisters and Brothers of the Common Life: the Devotio Moderna and the World of the Later Middle Ages. University of Pennsylvania Press, 2008.

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