Descartes, René

(* 31.03.1596 La Haye en Touraine, Frankr.; 11.02.1650 Stockholm), französischer Philosoph, Mathematiker, erster systematischer Denker der Neuzeit, der die an Sprache und Kommunikation orientierte scholastische Philosophie zugunsten einer Subjekt- und Vernunftphilosophie verabschiedete.
Als Sohn eines Parlamentariers erhielt D. im Jesuitenkolleg von La Flèche Unterricht in Grammatik, Dialektik, Literatur, Chemie, Physik, Astronomie und Mathematik. In dieser Zeit schloss er Freundschaft mit dem Mathematiker M. Mersenne, trat 1618 in den Vereinigten Niederlanden in den Militärdienst und meldete sich 1619 zum Kriegsdienst bei den bayerischen Truppen, wo er an einigen Feldzügen des Dreißigjährigen Krieges teilnahm und im Winterquartier in Neuburg bei Ulm in drei Träumen „die Grundlagen der wunderbaren Wissenschaft“ entdeckte. Was er dabei träumte, ist unklar. Sicher ist, dass er die Grundlagen einer vom menschlichen Verstand ausgehenden mathematischen Universalwissenschaft entdeckt zu haben glaubte und sich entschloss, sein Leben der Ausarbeitung dieser Wissenschaft zu widmen. D. schied daher 1621 aus dem Militärdienst aus, reiste durch Europa und ließ sich 1629 endgültig in Holland nieder. Hier verfasste er bis 1649 den wesentlichen Teil seiner Schriften. 1649 wurde er von Königin Christine von Schweden als philosophischer Lehrer nach Stockholm berufen, wo er ein halbes Jahr später an einer Lungenentzündung starb.
Die Gewissheit der Erlebnisse in seinen drei Träumen schlägt sich in seinem allgemeinen Zweifel als methodisches Prinzip nieder, indem er das Philosophieren auf den Satz „cogito ergo sum“ (ich denke, also bin ich) gründete, was besagt, dass das Ich sich im Denken (Zweifeln) als über allen Zweifel erhabenes Sein erfährt. Dabei soll das „cogito ergo sum“ nach späteren Fassungen nicht als Schluss aufgefasst werden, sondern als unmittelbar einleuchtender Satz. Ähnlich hatte schon Augustinus (De trintitae X 10,14) die Erkenntnis auf die Selbstgewissheit des Denkens gegründet. Das besagt, dass die Inhalte (der Wahrheit) dem Geist von vornherein eingeprägt (ideae innatae) seien, wenngleich nicht als fertige Gedanken, denn außer dem Bewusstsein, sei in der Seele nichts vohanden.
Die Seele unterscheide sich als unausgedehnte Substanz (res cogitans) grundsätzlich vom Leib als ausgedehnter Substanz (res extensa), der Materie. Im Menschen seien beide vereinigt und stehen in Wechselwirkung, jedoch nicht in dem Sinne, dass die Seele das Prinzip des Leibes sei. Als physischer Körper ist und bleibt der Leib ein rein mechanisches System. So stirbt der Leib auch nicht, weil die Seele ihn verlässt, sondern die Seele verlässt den Leib, weil er tot ist.
Zu Themen der Paranormologie schreibt D. in den Grundlagen der Philosophie, dass eine Emotion, ein Wunsch, ein Gedanke eine Erhitzung hervorrufe, durch welche die „tierischen Geister“ aus dem Menschen herausgestoßen würden und so auf den Perzipienten einwirken könnten ein Prinzip, das schon Demokrit in seiner Bildertheorie vertrat.
Somit hat D. ein streng dualistisches Weltbild von Geist und Materie, Seele und Leib geschaffen, in dem Vorstellungen von beseelter Natur und sich materialisierendem Geist keinen Platz haben, da der Geist ohnmächtig vor dem Getriebe der materiellen Welt steht und demselben durch mathematischen Berechnungen auf den Grund zu kommen sucht. Die Auswirkungen der philosophischen Gedanken von D. dauern bis heute fort, zumal das Leib-Seele-Problem nach wie vor nicht gelöst ist.

W.: Oeuvres I-XII. Hg. von C. Adam/P. Tannera, 1897-1913.
Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.