Denifle, Heinrich Suso

(Taufname: Josef Anton; * 16.01.1844 Imst/Österreich; 10.06.1905 München), Dominikaner, Kirchenhistoriker.
D. trat nach dem Gymnasium in Brixen 1861 in Graz in den Dominikanerorden ein und wurde am 22.06.1866 zum Priester geweiht. Nach einer kurzen Tätigkeit als Prediger und Beichtvater in Graz studierte er zur Erlangung des Doktorats in Rom und Marseille Philosophie und Theologie. 1877 erhielt er den höchsten wissenschaftlichen Rang des Ordens, den Magister. Bereits 1873 erschien sein erstes Werk, Das geistige Leben – eine Blütenlese aus den deutschen Mystikern, das in fünf Sprachen übersetzt wurde. 1880 wurde er Generalassistent seines Ordens in Rom und 1883 Unterarchivar am Vatikanischen Archiv. Weltruhm erlangte D. durch seine Werke, wie z.B. Die Universitäten im Mittelalter bis 1400 (1885) oder Die päpstlichen Register des 13. Jahrhunderts (1886). Auf der Suche nach historischem Material studierte er Archive in England, Frankreich und Spanien, wobei er sich vor allem als Mediävist hervortat.
Neben seiner wissenschaftlichen Arbeit betätigte sich D. auch als charismatischer Prediger. Ein besonderes Forschungsgebiet war die deutsche und die dominikanische Mystik des 13, Jahrhunderts. Als unerlässliche Voraussetzung für das Verständnis dieser Mystik bezeichnete er das Studium des Augustinus wie des Pseudo-Dionysius, womit ihm auch die Ehrenrettung Meister Eckharts gelang. Neben dieser Thematik befasste sich D. mit der Kultur- und Kirchengeschichte des Mittelalters.
Seine Arbeiten zu Luther und zur Reformation wurden von evangelischen Theologen heftig kritisiert. Eine Reihe seiner ausgezeichneten Korrekturen zur Weimarer Lutherausgabe gilt jedoch als wertvoll.
Von 1885 bis 1900 gab D. gemeinsam mit Franz Ehrle die sieben Bände des Archiv für Literatur- und Kirchengeschichte des Mittelalters heraus.

WVerz. in: Revue d’histoire ecclésiast. 6. Löwen, 1905, S. 665-76, und Angelicum 17, 1940, S. 249f.
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