Demotische Chronik

Ein im Louvre aufbewahrter Papyrus, der in Form einer Prophetie eine Vision von Ägypten unter den Persern und seinen letzten einheimischen Herrschern beschreibt.
Demotisch (griech.; nach Herodot: δημοτιχά, volkstümlich) ist eine aus dem Hieratischen abgeleitete Schrift, die von etwa 650 v. Chr. bis 450 n. Chr. im Alten Ägypten hauptsächlich für die demotische Sprache verwendet wurde.
Der Visionär beschreibt die Fremdherrschaft übertrieben negativ. Er wartet auf die Ankunft eines Retters, der von Nubien kommen werde, um Ägypten vom fremden Joch zu befreien. Es gibt darin viele Anspielungen auf die Regierungen der Herrscher der XXVIII., XXIX. und XXX. Dynastie. Die Chronik dürfte zu Beginn der ptolemäischen Zeit verfasst und die prophetische Vision in Wahrheit gegen die Griechen gerichtet worden sein. Der Text selbst behauptet, die auf Tafeln geschriebenen Prophezeiungen eines äthiopischen Priesters des Gottes Herischef wiederzugeben, wobei die ersten Prophezeiungen fehlen. Bei den anderen wird jeweils in kurzen undurchsichtigen Sätzen ein Orakel verkündet und mit einem ebenso undurchsichtigen Kommentar versehen. Es wird darin ein Bild des zerstörten Ägypten und seiner entweihten Heiligtümer gezeichnet, was der Gottlosigkeit seiner Herrscher geschuldet sei. Anklänge an die apokalyptische Literatur der Hebräer sind dabei unverkennbar.

Lit.: Rachet, Guy: Lexikon des alten Ägypten. Darmstadt: Wiss. Buchges., 1999; Quack, Joachim Friedrich/Hoffmann, Friedhelm: Anthologie der demotischen Literatur (Einführungen und Quellentexte zur Ägyptologie 4). Berlin: LIT, 2007.
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