Delehaye, Hippolyte

(* 19.08.1859 Antwerpen; 01.04.1941 Brüssel), Jesuit, Bollandist.
D. trat 1876 in den Jesuitenorden ein und wurde 1891 Mitglied der „Gesellschaft der Bollandisten“.
Bei den Bollandisten (franz. Société des Bollandistes) handelt es sich um eine Arbeitsgruppe, welche die Lebensgeschichten der Heiligen der römisch-katholischen Kirche in kritischen Ausgaben auf handschriftlicher Grundlage zusammenstellt und mit historisch-kritischem Kommentar in dem Werk Acta Sanctorum veröffentlicht. Ihr Name geht auf den niederländischen Theologen, Hagiographen und Jesuiten Johannes Bolland (1596-1665) zurück. Das ursprüngliche Ziel der Bollandisten war es, die hagiographische Überlieferung durch text- und überlieferungskritische Aufarbeitung vor der pauschalen Ablehnung durch den Protestantismus und den rationalistischen Zeitgeist zu schützen.
1892 wurde D. Mitherausgeber der „Analecta Bollandiana“ und 1912 Präsident der Bollandisten. In seiner fünfzigjährigen Arbeit erwarb er sich große Verdienste um die Hagiographie, veröffentlichte mehr als 1000 Quelleneditionen, historisch-methodische Abhandlungen, Essays und sonstige Schriften. In seinem bekanntesten Werk Les Légendes hagiographiques (1905) entwickelte er eine Methode, um Heiligenlegenden mittels historischer Quellenkritik zu untersuchen. Das Werk wurde jedoch über Jahrzehnte nicht nur in Historiker-, sondern auch in Kirchenkreisen heftig diskutiert und war sogar von kirchlicher Zensur bedroht. Eine Indizierung konnte erst nach diplomatischem Eingreifen des belgischen Staates verhindert werden.

W. (Auswahl): Les Légendes hagiographiques. Brüssels, 1905; Les Origines du culte des martyrs, 1912; Les Passions des martyrs et les genres littéraires, 1921; Sanctus. Essai sur le culte des saints dans l’antiquité, 1927.

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