Deganawidah

(Irok., „Er-der-denkt“), auch „der große Friedensstifter“ genannt, mythischer Begründer der irokesischen Liga.
Nach mündlicher Überlieferung war D. der Sohn einer jungfräulichen Huronenfrau, die von ihrer Mutter schlecht behandelt wurde, weil sie der Tochter nicht glauben wollte, dass sie keine Begegnung mit einem Mann hatte. Im Traum soll ihr jedoch ein göttlicher Bote mitgeteilt haben, dass sie ihrer Tochter unrecht tue. Außerdem erzählte er ihr, dass diese einen Jungen zur Welt bringen würde, den sie Deganawidah nennen sollte. Er würde unter Fremden aufwachsen und einen großen Friedensbaum errichten. Allerdings würde er auch eines Tages indirekt die Ursache für die Vernichtung der Huronen sein. Aufgrund dieser Prophezeiung trafen Mutter und Großmutter nach langem Überlegen die Entscheidung, das Baby sofort nach der Geburt zu töten. So trugen sie das Kind noch am Tag der Geburt zu einem zugefrorenen Fluss, brachen ein Loch in das Eis und warfen es in das eiskalte Wasser. Am darauffolgenden Morgen war es jedoch unversehrt wieder bei ihnen. Sie versuchten das Gleiche noch zweimal, doch ohne Erfolg. Daraufhin zogen sie den Jungen auf und gaben ihm den Namen D.
Als er alt genug war, verließ D. das Land der Huronen und überquerte in einem weißen Kanu den Ontariosee, um die sich ständig bekriegenden Völker der Irokesen zu vereinen. So pflanzte er den großen Baum des Friedens, das Symbol der irokesischen Liga. Der Baum hat angeblich vier weiße Wurzeln, die sich in alle Himmelrichtungen erstrecken und die Menschen zum Baum hinführen. In seiner Krone sitzt ein Adler, der die Völker vor äußeren Gefahren warnt.
Es ist nicht bekannt, wie viel Benjamin Franklin über die Geschichte von D. und die Gründung der irokesischen Liga wusste. Jedenfalls verstand er die Ideen der Irokesen und respektierte sie. So ähnelt sein Regierungssystem, das 350 Jahre gehalten hat, stark dem der Liga.

Lit.: Peterson, Scott: Indianische Prophezeiungen. München: Peter Erd, 1993.

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