Defixion

(Lat. defixio, Festheftung, Festbannung), Bindezauber. Die D. ist eine seit der Antike praktizierte Form des Schadenzaubers, worüber viele Texte vorliegen. Diese Texte, die tabulae defixionum, fast alle auf dünne Bleiblättchen eingeritzt, finden sich in zwei Sammelwerken, den Inscriptiones Graece (Wünsch) und den Defixionum Tabellae (Audollent).
Der übliche Zweck der D. ist es, einen persönlichen Gegner in Bild, Figur oder Schrift zu bannen, um ihn handlungsunfähig zu machen, ihm Schaden zuzufügen oder ihn zu töten. Nach der lateinischen Terminologie von Audollent werden folgende Kategorien unterschieden:

Defixiones judiciariae (Prozessflüche), um einem Prozessgegner zu schaden;
Defixiones amatoriae (Liebeszauber), um die Liebe zu steigern und Liebesbeziehungen zu anderen zu verunmöglichen;
Defixiones agonisticae (Wettkampfzauber), um den favorisierten Kämpfer zu stärken und seinen Gegner zu schwächen;
Defixiones gegen Diebe und Verleumder;
Defixiones gegen Rivalen im Geschäftsleben.

Die D. selbst ist ein Ritual mit entsprechenden Texten, wie „ich binde A, seine Zunge, seine Worte, seine Seele, nagle ihn hinunter und grabe ihn ein“. Dabei werden meist Symbolfiguren wie Voodoo-Puppen (Defixionspuppen), Bilder (Fluchtafeln) oder andere Gegenstände verwendet.
Weiß die betroffene Person von der magischen Handlung gegen sich und glaubt sie an deren Wirksamkeit, so kann es vorkommen, dass sie sich durch Autosuggestion Schaden zufügt, was auch den Tod nicht ausschließt.

Lit.: Wünsch, Richard: Inscriptiones Graece. 3. Bde. Berlin: Reimer, 1878-1897; Audollent, Paul: Defixionum tabellae. Quotquot innotuerunt tam in Graecis orientis quam in totius occidentis partibus praeter Atticas in corpore inscriptionum Atticarum editas. Frankfurt/M.: Minerva GmbH, 1967; unveränd. Nachdr. [d. Ausg.] Paris, Fontemoing, 1904; Graf, Fritz: Gottesnähe und Schadenzauber: die Magie in der griechisch-römischen Antike. München: Beck, 1996.

 

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