De Rudder, Pieter

(* 02.08.1822 Jabbeke/Belgien; 22.03.1898), wurde am 7. April 1875 im 53. Lebensjahr in Oostacker (Belgien) plötzlich geheilt, 8. Wunder von Lourdes. Es ist dies die erste Heilung außerhalb von Lourdes, die ohne Anwendung von Lourdes-Wasser eintrat und als Wunder anerkannt wurde.
D. wurde 1867 durch einen umstürzenden Baum das linke Bein zerschmettert. Die Folge: Ein offener Bruch beider Knochen, Schien- und Wadenbein, im oberen Drittel des linken Unterschenkels. Eine Wundbrandentzündung, die stark eiterte, sodass die Enden der Bruchstücke im Eiter schwammen, ließen jede Hoffnung auf eine Konsolidierung schwinden. Eine mehrmals von Ärzten empfohlene Amputation lehnte D. ab und so überließ man ihn endgültig seinem Schicksal. Er musste die Wunden nun selbst zweimal täglich reinigen und verbinden. Da die beiden Bruchenden vollkommen frei waren, konnte er den linken Fuß mit Leichtigkeit so drehen, dass die Ferse nach vorn und die Zehen nach hinten standen. Ein ganzes Jahr lang musste D. das Bett hüten. Schließlich konnte er sich auf zwei Krücken voranschleppen; in diesem Zustand verblieb er acht Jahre und zwei Monate. Der untere Teil des Beines hielt nicht mehr am oberen fest und war nach allen Seiten hin beweglich. Die beiden 3 cm voneinander abstehenden Bruchstücke der Knochen waren auf dem Grund einer großen, permanent eiternden Wunde sichtbar.
Als D. von den Heilungen in der kürzlich nachgebildeten Lourdesgrotte im flämischen Oostacker hörte, beschloss er eine Wallfahrt dorthin zu unternehmen. Am Morgen des 7. April 1875 machte er sich auf den Weg zur Grotte. Während er sich in tiefem Vertrauen ins Gebet versenkte, erfasste ihn eine eigentümliche Unruhe. Nahezu außer sich stand er auf, ging ohne Krücken umher und warf sich vor dem Bild seiner himmlischen Mutter auf die Knie. Nach einigen Minuten innigen Gebets kam er wieder zu sich und merkte zu seinem Erstaunen, dass er seine Krücken nicht hatte. Die Konsolidierung des Knochens ereignete sich innerhalb weniger Minuten. In den folgenden Tagen untersuchte der behandelnde Arzt sein geheiltes Bein und bemerkte: „Sie sind gründlich geheilt.“ De Rudder führte von da an wieder ein normales Leben.
Das medizinische Gutachten der Ärztekommission von Lourdes lautet: Offener Bruch beider Knochen im oberen Drittel des linken Unterschenkels mit Ausbleiben der knöchernen Überbrückung (Pseudarthrose). Keine Aussicht auf Heilung (infaust quoad valetudinem). Therapie ausgesetzt, weil unwirksam. Heilung plötzlich, vollständig und dauerhaft, medizinisch nicht erklärbar.

Am 25. Juli 1908 wurde die Heilung durch Bischof Gustave Waffelaert aus Brügge (Belgien) als Wunder anerkannt.

Lit.: Resch, Andreas: Die Wunder von Lourdes. Innsbruck: Resch, 22015.

 

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