De Gasparin, Graf Agénor Étienne

(* 10.07.1810 Orange/Frankreich; 14.05.1871 Genf/Schweiz), französischer Politiker, Schriftsteller und Parapsychologe, der auch mehrere Bücher zu sozialen, religiösen und politischen Themen verfasste.
D. studierte Rechtswissenschaften an der Sorbonne in Paris und war Kabinettschef seines Vaters im Ministerium des Inneren. 1842 wurde er als Abgeordneter für Korsika in die Nationalversammlung gewählt, wo er sich für die Menschenrechte der Schwarzen einsetzte. 1846 zog er sich aus dem politischen Leben zurück.
Als Protestant trat D. vor allem für die Trennung von Kirche und Staat ein. Als auf der Generalsynode 1848 die Forderung eines formulierten Glaubensbekenntnisses durchfiel, gründete er die Union des Églises Évangeliques Libres de France. Er ließ sich daraufhin am Genfer See nieder und beteiligte sich von dort aus in Schriften und Vorträgen am religiösen Leben und an parapsychologischer Forschung.
Als einer der Ersten untersuchte D. das Tischrücken und die telekinetischen Bewegungen. Sein 1854 erschienenes Buch Des Tables Tournantes beschreibt seine Experimente in Velleyres/Schweiz unter strengen Testbedingungen im Kreis von Freunden, von denen einige sensitiv waren. Dabei kam es zu Bewegungen ohne Berührung, zu Gewichtsveränderungen und zur Kundgabe von Intelligenzen hinter den Phänomenen. Die spiritistische Hypothese lehnte er aufgrund seiner Bibeltreue ab. Stattdessen kam er zu folgendem Schluss:
1. Der Wille kann unter bestimmten Bedingungen des menschlichen Organismus auf Entfernung hin mit einer Kraft auf ruhende Gegenstände wirken, die sich von der Muskelkraft unterscheidet.
2. Unter denselben Bedingungen ist, wenngleich unbewusst, eine direkte Kommunikation von einer Person zu anderen möglich.

W. (Auswahl): Des Tables Tournantes, du Surnaturel en général, et des Esprits. Paris 1854.
Lit.: Boxel, Théodore: Le Comte Agénor de Gasparin. Paris: Bonhoure, 1879.
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