Daoismus

Auch Taoismus, chinesische Philosophenschule, die auf das > Lao-Tse (*604 v. Chr.?) zugeschriebene Buch > Daodejing (auch Tao-Te-King) und auf die Lehren des Zhuang Zi (4./3. Jh. v. Chr.) zurückgeht.
Das > Dao ist der Ursprung aller Dinge. Der Mensch findet den richtigen Weg der Tugend, wenn er sich widerstandlos auf das Dao einlässt. Dabei kann man zwischen einem philosophisch-individualistischen D. (Dao Jia) der klassischen Zeit, der mit Lao-Tse und Zhuang Zi verbunden ist, und einem religiös-rituellen D. (Dao Jiao) unterscheiden, der ein großes Pantheon daoistischer Gottheiten schuf. Die beiden sind jedoch nicht immer klar zu trennen.
Um die Ewigkeit zu erlangen, müssen die Menschen eins mit dem Dao werden, indem sie dem Weg des wu wei, des Nichthandelns, folgen und sich aus der Welt zurückziehen.
Zur Erreichung eines langen Lebens bediente man sich auch verschiedener Praktiken, wie der Alchemie, gewisser Diätregeln, gymnastischer, Atmungs- und sexueller Übungen, der Suche nach Wunderkräutern oder einem „Unsterblichkeitselixier sowie des Betens zu den Geistern und Göttern.
Bis zur Zeit der späteren Han-Dynastie (25-220 n. Chr.) entwickelte sich der D. nur langsam. Dann beanspruchten Führer verschiedener messianischer Bewegungen, den „Höchsten Weg“ zu besitzen.
Unter dem Einfluss der buddhistischen Kirche konstituierte sich auch der D. zur Kirche mit Tempel und Klosterwesen, die sich in die verschiedenen Schulen auffächerte. Dazu gehört auch die im 10. Jh. auf meditativen Techniken der Erleuchtung begründete Neidan-Schule, die einen besonderen Einfluss auf den Neokonfuzianismus ausübte.
Der philosophische D. spielt in der Auseinandersetzung mit der westlichen Philosophie eine bedeutende Rolle.

Lit.: Laotse: Tao-Te-King/Text u. Einführung v. Rudolf Backofen. München: Drei Eichen, 1970; Chinesische Religion und Philosophie. Wiesbaden: Harrassowitz, 2005; Bauer, Wolfgang: Geschichte der chinesischen Philosophie. München: Beck, 2009; Der Daoismus. München: Beck, 2011, Orig.-Ausg.
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