Daniel

Griech.; hebr., „Richter ist Gott“. 1. Ein auch aus babylonischen Inschriften bekannter Eigenname von Personen des Alten Testaments. Der Prophet Ezechiel nennt ihn einen weisen Mann (Ez. 28,3).
Im
Buch Daniel bildet er die Hauptgestalt. Er wurde um 606 od 586 v. Chr. als Knabe königlichen Hauses mit den Gefangenen aus Juda nach Babylon geführt. Dort erhielt er von der Zunft der > Chaldäer, der > Magier, > Wahrsager und > Sterndeuter eine dreijährige Ausbildung und wurde in die exklusive Gesellschaft aufgenommen. Am Hof mehrerer Könige bekleidete er daraufhin das Amt des obersten Weisen, Astrologen und Traumdeuters. Bei einem Gastmahl König Belschazzars „erschienen die Finger einer Menschenhand und schrieben gegenüber dem Leuchter etwas auf die weißgetünchte Wand des königlichen Palastes. Der König sah den Rücken der Hand, als sie schrieb. Da erbleichte er und seine Gedanken erschreckten ihn. Seine Glieder wurden schwach und ihm schlotterten die Knie. Der König schrie laut, man solle die Wahrsager, Chaldäer und Astrologen holen. Dann sagte er zu den Weisen von Babel: Wer diese Schrift lesen und mir deuten kann – was er auch sei: er soll in Purpur gekleidet werden, eine goldene Kette um den Hals tragen und als Dritter in meinem Reich herrschen.“ (Dan 5,5-7)
Da die Weisen der Deutung nicht mächtig waren, rief man Daniel, der dem König die Schrift deutete: „Gezählt hat Gott die Tage deiner Herrschaft und macht ihr ein Ende“ (Dan 5,26). Darauf ernannte ihn der König zum dritten Mann des Reiches. Der König wurde jedoch noch in derselben Nacht getötet. Der Meder Darius übernahm die Königsherrschaft. Daniel wurde auf Betreiben seiner Beamten in eine Falle gelockt und in die Löwengrube geworfen, auf sein Gebet hin jedoch vor dem Tod bewahrt. „Daniel aber ging es gut unter dem König Darius und auch unter dem Perserkönig Kyrus.“ (Dan 6,29)
2. Daniel ist auch der Name eines Buches, das in der griechischen und lateinischen Bibel zu den > Propheten, im hebräischen Kanon zu den Hagiographien gezählt wird. Die Abfassung seiner heutigen Gestalt fällt in die Makkabäerzeit (166-164 v. Chr.), doch ist wegen der sprachlichen Vielfalt eine längere Entstehungszeit anzunehmen, zumal die Grundgeschichte in Aramäisch, andere Teile in Hebräisch und Griechisch abgefasst wurden. Kapitel 13 und 14 wurden sogar erst in der lateinischen Bibel zu einer Einheit verbunden. > Buch Daniel

Lit.: Mertens, Alfred: Das Buch Daniel im Lichte der Texte vom Toten Meer. Würzburg [u.a.]: Echter [u.a.], 1971; Koch, Klaus: Das Buch Daniel. Darmstadt: Wissensch. Buchges., 1980; Maier, Gerhard: Der Prophet Daniel. Wuppertal: Brockhaus, 1990; Bauer, Dieter: Das Buch Daniel. Stuttgart: Verl. Kath. Bibelwerk, 1996; Santoso, Agus: Die Apokalyptik als jüdische Denkbewegung: eine literarkritische Untersuchung zum Buch Daniel. Marburg: Tectum-Verl, 2007.

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