Bernstein

Auch Elektron, > Ambra und > Agtstein genannt, gehört als entwässertes Harz keiner Mineralklasse an. Er ist amorph und bildet Knollen, Körner und Gerölle, seltener kommt er in Tropfenform vor. B. war bereits in der Jurazeit (vor ca. 136-190 Mio. Jahren) bekannt. B.vorkommen gibt es im Baltikum, in der Karibik, im Libanon, in Jordanien und Spanien. Der Name deutet auf seine Brennbarkeit hin und ist seit dem 13. Jh. belegt. In der Antike nannte man ihn Lynkur (Luchsstein), weil man glaubte, dass er aus dem erhärteten Urin des Luchses entstand.
B. ist einer der ältesten Schmuck-, Amulett- und Medizinsteine. So stellten die Ägypter schon 3200 v.  Chr. > Amulette aus B. her. Dem griechischen Philosophen Theophrat (370-286 v.  Chr.) war bereits die magnetische und elektrische Wirkung des B. bekannt. Hellseher sollen mit Hilfe von B. unter Beachtung der Mondstellung weissagen können. Der B. gilt auch als Liebesstein, dessen Kraft eine treulose Geliebte wieder zurückholen könne. Ist er allerdings bereits rot und undurchsichtig geworden, zerstöre er die Liebe.

Besonders zahlreich sind die Berichte von der Heilwirkung des B. Er soll ein sonniges und sorgloses Leben fördern, macht traditionsbewusst und regt die Kreativität an. B. hilft bei Wundheilung, bei Magen-, Milz-, Leber-, Gallen- und Nierenleiden, bei angeschwollenen Mandeln und bei Halskrankheiten, er erleichtert das Zahnen kleiner Kinder; dabei soll er direkt auf der Haut getragen werden. Pulverisiert und mit Honig gemischt wirke er gegen Magen- und Darmerkrankungen. 
B. gilt ferner als ein Mittel gegen Wahnsinn und verschafft Kühlung, weshalb die Chinesen ihn unter das Kopfkissen legen. In der arabischen Medizin verwendet man ihn zusammen mit kaltem Wasser gegen Herz- und Magenleiden, zusammen mit Rosenwasser gegen Blutfluss und Durchfälle. Bis in die Neuzeit hinein verwendeten Ärzte Bernsteindämpfe gegen Asthma, und Bernsteinöl (Oleum succini) fand bei Neuralgien und Rheumatismus Anwendung.
A
ußerdem soll B. das Nabel-Chakra beeinflussen, als Elixier Schilddrüsenkrankheiten heilen und bei Gedächtnisschwund helfen.

Im Mittelalter galten umgehängte Ketten aus B.perlen als Schutzmittel gegen allerlei Übel.
Schließlich war B. auch ein Ersatzmittel für > Weihrauch.

Lit.: Károly, Alexander: Ueber das Bernsteinöl. Berlin: Ebering, [1914]; Schlee, Dieter: Bernstein in Natur- und Kulturgeschichte: aus d. Bernsteinsammlung d. Staatl. Museums für Naturkunde in Stuttgart. München: Bayer. Versicherungskammer, 1980; Barran, Ortrun: Bernstein in Heilung und Magie: Vortrag, gehalten beim „Prussentreffen 1992“ im Atelier unterm Dach, Offenbach/M. Dieburg: Tolkemita, 1993; Gienger, Michael: Lexikon der Heilsteine: von Achat bis Zoisit/Mit Fotos v. Wolfgang Dengler. Saarbrücken: Neue Erde, 42000.
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