Berkeley, Hexe von

Frau unbekannten Namens, die dem Vernehmen nach im frühen Mittelalter in Berkeley (Gloucestershire), England, lebte und kurz vor ihrem Tod behauptete, eine Hexe zu sein. Diese von William of Malmesbury erzählte Geschichte wurde Jahrhunderte hindurch als warnendes Beispiel immer wieder neu aufgegriffen.
Die Erzählung, die möglicherweise aus dem Jahre 1065 stammt, berichtet von einer alten Hexe, die einen verheirateten Sohn und zwei weitere Kinder hatte, von denen eines ein Mönch, das andere eine Nonne war. Das Unglück ereignete sich, als die Frau die Nachricht vom Unfalltod des Sohnes und seiner Familie erhielt. Aus Angst, nun selbst dem Tod geweiht zu sein und vom Teufel abgeholt zu werden, sagte sie zu ihren noch lebenden Kindern:

„Liebste Kinder; ich habe biß dato gelebt als eine Hexe, und dem Teuffel in allem durchauß gedient, also daß ich an meiner Seeligkeit schon längsten verzweiffelt, wann nit euere Verdienst und Fürbitt noch etwas helfen können. Nun aber ist jezt auch dise Hoffnung verlohren, weil ich weiß, daß ich die Teuffel zu Peinigern forthin haben werde, welche ich biß dato als Ratgeber angehöret habe“ (Bandini).
Daraufhin wies die Frau ihre Kinder an, ihren Leichnam nach ihrem Tod zur Rettung der Seele vor der Hölle in eine Hirschhaut einzunähen und rücklings in einen steinernen Sarg zu legen, diesen mit einem großen Stein zu beschweren und mit drei Ketten zu verschließen. Drei Tage sollten sie ihn in der Klosterkirche stehen lassen und fünfzig Priester sollten Tag und Nacht am Sarg Messen lesen und beten. Sollte ihr Leichnam am Ende dieser Vorkehrungen im Grab drei Tage lang unbehelligt bleiben, dann sei ihre Seele gerettet und sie könnten sich Ruhe gönnen.
Alle Maßnahmen nützten jedoch nichts. Als die Geistlichen in der ersten Nacht wachten, kam ein grausamer Teufel und zersprengte eine der Ketten. In der zweiten Nacht zerriss ein anderer die zweite Kette und in der dritten Nacht kam der Oberteufel, rief die Tote beim Namen, hieß sie aufstehen, zerriss mühelos die dritte Kette, öffnete den Sargdeckel und führte die Frau aus der Kirche hinaus zu einem schwarzen Pferd, das mit eisernen Stacheln bestückt war. Der Teufel setzte sie in den Sattel und verschwand mit ihr. Man hörte nur noch ein entsetzliches Geheul.

Lit.: Glover, Howard: The Old Woman of Berkeley. A Legend [begins: “The raven croak’d”]. The poetry by R. Southey, London, 1861; Bandini, Ditte: Kleines Lexikon des Hexenwesens. Genehm. Lizenzausg. f. area verlag gmbh, Erftstadt. München: Dt. Taschenbuchverlag, 1999; Pickering, David: Lexikon der Magie und Hexerei. Dt. Erstausgabe s.l.: Bechtermünz Verlag, 1999.
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