Bergspiegel

Spiegelähnliche Vorrichtung, ursprünglich wahrscheinlich ein > Bergkristall, in der Sage „Venedigermännlein“ genannt, das Jahre hindurch einen Bauern aufsuchte, bis es von dessen Hund angegriffen wurde. Als der Bauer später nach Venedig kam, geleitete ihn ein Diener vor einem vornehmen Haus zum Herrn des Hauses. In diesem erkannte der Bauer seinen Gast von damals. Der Gastgeber führte den Bauern durch den Palazzo, zeigte ihm alle Kostbarkeiten und erzählte dem erstaunten Gast, dass alle „Reichtümer von Eurem Krautacker stammen“ (Sann). Er ließ den Bauern in einen goldgerahmten Spiegel blicken. Dort war die Landschaft zu sehen, die er auf seiner Fahrt durchwandert hatte, sein Hof und der Krautacker, auf dem das Gold nur so funkelte. Zudem bemerkte er, „dass dieser wunderbare Spiegel ein ,Bergspiegel‘ sei, der seinem Besitzer alles Gold und die geheimsten Schätze, und wären sie auch noch so weit entfernt, anzeige“ (Sann). Da der Bauer zweifelte, erschoss der Gastgeber durch den Spiegel hindurch den bissigen Hund des Bauern, ohne dass der Spiegel zerbrach. Als der Bauer nach Hause kam, fand er seinen Hund erschossen vor der Haustür. Nun wusste er, dass der reiche Mann nicht gelogen hatte.
Der B. als magisches Hellseh- und Telekinesegerät darf nicht mit dem > Erdspiegel, einem Mutungswerkzeug, oft auch nur in Form einer Zeichnung, zur Auffindung von Lagerstätten verwechselt werden.

Lit.: Messer, August: Wissenschaftlicher Okkultismus. Leipzig: Quelle & Meyer, 1927; Roessler, Balthasar: Speculum metallurgiae politissimum oder hell-polierter Berg-Bau-Spiegel: darinnen zu befinden: wie man Bergwerck suchen, ausschuerffen, mit Nutzen bauen … u. verstehen soll; allen Berg-Bau-Liebenden … beschrieben In Dr. gegeben u. mit Kupffern gezieret durch Johann Christoph Boldbergen. Hannover: Edition Libri Rari Schäfer, 1980; Sann, Hans von der: Sagen aus der grünen Mark. Graz: Leykam, 1995; Dillinger, Johannes (Hrsg.): Zauberer – Selbstmörder – Schatzsucher: magische Kultur und behördliche Kontrolle im frühneuzeitlichen Württemberg. Trier: Kliomedia, 2003.
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