Benandanti

(Ital., „die Wohlfahrenden“), Träger eines Fruchtbarkeitskultes in der Provinz Friaul, Italien, zwischen 1550 und 1650. Dieser Kult wurde von dem Historiker Carlo Ginzburg anhand von Akten der Inquisition rekonstruiert. Ihm fiel die Kluft zwischen den Fragen der Inquisitoren und den Aussagen der Hexen (Frauen und Männer) auf, die den üblichen Stereotypen widersprachen. So berichteten die Hexen, dass die B., die mit einer Eihaut zur Welt gekommen seien, viermal im Jahr nachts „im Geiste“ (Traum, Trance) mit Fenchelzweigen bewaffnet gegen die Malandanti, die Hexen (strege) und Hexer (stregoni), aufbrechen müssten, welche ihrerseits mit Hirsestängeln bewaffnet seien, um für die Fruchtbarkeit der Felder zu kämpfen. Der Ausgang der Kämpfe entscheide über das Wohl der Gemeinschaft. Ob die beschriebenen Riten auch wirklich stattgefunden haben, ist allerdings bislang nicht bewiesen.
Derartige Beschreibungen erinnern an schamanistische Vorstellungen im gesamten eurasischen Raum, wonach sich Angehörige eines Stammes in einen tranceartigen Zustand versetzten, um eine Reise in das Totenreich zu unternehmen, in dem um die Fruchtbarkeit der Felder gekämpft wurde. Die B. heißen bei den Völkern Osteuropas > Kresniki (Istrien), > Negromanat (Bosnien) > Zduhac (Herzogowina), > Taltos (Ungarn) und Burkuzäutä (Kaukasus). > Hexen; > Erdmutter; > Sabbat.

Lit.: Ginzburg, Carlo: Die Benandanti. Feldkulte und Hexenwesen im 16. und 17. Jahrhundert. Aus dem Ital. von Karl Friedrich Hauber. Hamburg: Europ. Verl.-Anst, 1993; ders.: I benandanti: stregoneria e culti agrari tra Cinquecento e Seicento. Torino: Einaudi, 2005; ders.: Hexensabbat. Entzifferung einer nächtlichen Geschichte. Aus dem Ital. von Martina Kempter. Berlin: Wagenbach, 2005.
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