Beller, Karoline

(*11.11.1830; † 1863), Stigmatisierte. Aus dem ostwestfälischen Dorf Lütgeneder gebürtig, zeigte B. als 15-Jährige 1845, nachdem sie eine anhaltende und schmerzhafte Krankheit überstanden hatte, die fünf Wundmale Christi. Die Menschen strömten in Scharen herbei, sahen und glaubten. Zwischen der Geistlichkeit, der Ärzteschaft und den Behörden entstand hingegen ein regelrechter Kampf um das Deutungsmonopol, das letztlich den Ärzten überlassen wurde, die den Ereignissen ein Ende setzten.
Erst Karolines Tod 1863 veranlasste Pfarrer Happe, sich mit dem Fall zu beschäftigen. Er ersuchte dabei eine Vinzentinernonne, die das Mädchen gepflegt hatte, die Ereignisse aus der Erinnerung niederzuschreiben.

Karoline erkrankte am 28. März 1845 an rheumatisch bedingter Rückenmarksreizung und wurde vom Arzt Dr. Suren erfolgreich behandelt, bis am 30. April ein unerwarteter Rückfall eintrat. Bei B. traten heftige Krämpfe auf und sie konnte nicht mehr sprechen. Vom 2. Mai an nahm sie keine feste Nahrung mehr zu sich. In der Nacht vom 16. zum 17. Mai traten Blutspuren im Gesicht auf, am 18. Mai kam es zu Blutabsonderungen an Händen und Füßen sowie an der rechten Seite. Bereits am darauffolgenden Morgen verbreitete sich in Lütgeneder die Nachricht von der erfolgten Stigmatisation.
B. wurde schließlich in ein Krankenhaus eingewiesen und mit Gefängnis bedroht. So sagt sie in ihrer einzigen Stellungnahme: „Sie haben mich so lange in Angst und Schrecken gemacht bis daß ich sagen musste ich hätte mir selbst gemacht die Wunden… daß ich nicht brauche ins Gefängnis darum habe ich gesagt ich habe sie mir selbst gemacht, wenn nun auch muss Schande vor der Welt leiden. Das thut nicht“ (Sonntagsblatt). Ende August 1846 wurde sie aus dem Krankenhaus entlassen. Für B. erwies sich die Behandlung als fatal, denn die Stigmata waren ihr geblieben, doch musste sie nun als Betrügerin gebrandmarkt leben und versank in die Anonymität, allein gelassen in ihrem Leid bis zum Tod im 33. Lebensjahr.

Lit.: Sonntagsblatt Nr. 28, 13. Juli 1845, S. 224 (Wartburg, den 30. Juni). Wunderbare Erscheinungen: Frauen und katholische Frömmigkeit im 19. und 20. Jahrhundert/Irmtraud Götz von Olenhusen [Hrsg.]. Paderborn: Schöningh, 1995.
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