Bekker, Balthasar

(* 20.03.1634;   † 11.06.1698), reformierter holländischer Prediger, wurde nach seinen Studien in Groningen und Franeker Prediger in Amsterdam. Unter dem Einfluss von René Descartes (1596 – 1650) und Nicolas Malebranche (1638-1715) kämpfte er entschieden gegen den > Hexenglauben. In seinem vierteiligen Werk De betooverde Wereld (Die bezauberte Welt), das 1691 erschien, wandte er sich, vom Teufelsglauben ausgehend, gegen die gesamte Dämonologie, weshalb er permanent angefeindet wurde. B. hielt es für einen grundsätzlichen Fehler, alles nicht sofort Verständliche dem > Hexenwesen und anderen paranormalen Erscheinungen zuzuschreiben.
Im ersten Band spricht er dem Teufel schlechthin die Macht über die Menschen und die irdische Welt ab. Im zweiten Band zeigt er, zu welch verhängnisvollen Folgen der Hexenglauben führen könne und betont mit Berufung auf die Bibel und die Naturwissenschaft, dass es nie > Hexen gegeben habe. > Geister könnten wohl existieren, doch könnten sie weder von einer Person Besitz ergreifen (> Besessenheit) noch Pakte als Entgelt für die Seele eines Menschen schließen.

Satan ist für B. ein Geist, der zur Strafe in den Abgrund hinabgestoßen wurde und unfähig sei, eine körperliche Gestalt anzunehmen oder auf die Körperwelt einzuwirken. Genauso unfähig seien seine Gehilfen, die > Dämonen. Daher gäbe es auch keinen > Schadenzauber. In der Bibel würden die Zauberer lediglich als Betrüger angesehen. Der Glaube an den > Teufel und an böse Geister ebenso wie > Wahrsagerei, > Zauberei und > Hexerei entstammten ursprünglich dem paganen Glauben und hielten durch Ignoranz, Vorurteile und Angst Einzug in die katholische Kirche und letztendlich in die Reformation. Er beendet sein Werk mit einer massiven Kritik an der Grausamkeit und Irrationalität der Hexenverfolgungen, in denen törichte und falsche Zeugenaussagen Richter dazu brachten, unschuldige Menschen zu verurteilen.
Zur Untermauerung seiner Theorie setzte er sich kritisch mit den Lehren der wichtigsten Autoritäten auf dem Gebiet der Dämonologie von > Thomas von Aquin bis Martin Anton > Delrio auseinander, indem er ihnen nachweist, dass sie sich nicht auf die Bibel berufen können.
Diese Kritik der traditionellen Lehre vom Teufel führte 1692 zu seiner Amtsenthebung und daraufhin zum Ausschluss aus der holländischen reformierten Kirche. Spätere Kritiker des Hexenglaubens, wie Christian > Thomasius, beriefen sich auf seine Lehre.
B.s Buch ist ein umfassendes Sammelwerk aller Spuk-, Gespenster-, Zaubergeschichten und magischen Tricks, die zu seiner Zeit in Umlauf waren. > Goethe bezog daraus Anregungen für seinen > Faust.
Weitere Werke von B. sind: De Philosophia Cartesiana Admonita candida et sincera (Versuch eines Vergleichs der cartesianischen Philosophie mit der Theologie, 1668); Ondersoek van de betekening der Cometen (1683), worin er die > Kometen als Vorboten kommenden Unheils bezeichnet; Schriftelyke satisfactie, eine Rechtfertigung gegen die böswilligen Auslegungen seiner „bezauberten Welt“.

W.: De philosophia Cartesiana admonita candida et sincera. Vesaliae: Hovgenhuysen, 1668; Ondersoek van de betekening der Cometen, by gelegendheid van de gene die in de jaren 1680, 1681, en 1682, geschenen hebben./Deze druk is vermeerdert met een Hooftstuk en een Nareden: Hier is noch bygevoegd een berigt en een naberigt aangaande de Oost en Westvindinge, voorgegeven van Lieuwe Willems Graaf/Jan ten Hoorn/1692; Die bezauberte Welt (1693). Mit einer Einl. hrsg. von Wiep van Bunge. Stuttgart-Bad Cannstatt: Frommann-Holzboog, 1997.
Lit.: Duller, Ed.: Friedrich Spee, Balthasar Bekker und Christian Thomasius. Frankfurt a.M.: Meidinger, 1847.

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