Becher, Johann Joachim

(*06.05.1635 Speyer; † Oktober 1682 London), Sohn eines lutherischen Pfarrers; Mediziner, Chemiker, Physiker und Merkantilist.
B. studierte Medizin, Chemie und Physik, erwarb sich Kenntnisse in der Politikwissenschaft, bereiste Deutschland, Schweden, Italien, die Niederlande, trat zur katholischen Kirche über und behauptete, nie eine Universität besucht zu haben. 1660 erregte er mit einem Perpetuum Mobile die Aufmerksamkeit des Mainzer Kurfürsten Johann Philipp von Schönborn (reg. 1647-1673) und wurde Hofmedicus und -mathemathicus. 1661 veröffentliche er sein erstes Buch, Naturkündigung der Metallen. Im gleichen Jahr wurde er Dr. med. und 1663 Professor an der Universität Mainz. 1664 berief ihn der bayerische Kurfürst Ferdinand Maria (reg. 1651-1679) in dieselbe Funktion nach München. 1666 ging B. als „Commercienrath“ nach Wien und wurde 1670 als Alchemist und Wirtschaftsberater von Kaiser Leopold I. (1640-1705) eingestellt. 1677 fiel er in Ungnade und versuchte 1678 in Holland Gönner zu finden, bis ihn 1680 Prinz Ruprecht in England zur Verbesserung der Metall- und Kohleverarbeitung sowie zur Entwicklung von Laboröfen (Becher-Öfen) einstellte.
Während seiner Aufenthalte an verschiedenen Höfen verfasste B. zahlreiche Bücher, von der Universalsprache bis hin zur Moralphilosophie und Pädagogik, legte den Schwerpunkt jedoch auf chemische und ökonomische Werke.

Er entwickelte ein Konzept, das die drei Prinzipien des > Paracelsus durch die drei Elementarprinzipien Luft, Wasser und Erde ersetzte. Wie viele seiner Zeitgenossen glaubte auch er an die Möglichkeit der Metallumwandlung und sah in der > Alchemie eine potentielle Einnahmequelle des Staates.

W.: Natur-Kündigung der Metallen: mit vielen curiosen Beweissthümen … vor Augen gestellet. Franckfurt a.M.: Hermsdorff, 1705; Oedipus chymicus: oder chymischer Rätseldeuter, worinnen derer Alchymisten dunckelste Redens-Arten und Geheimnisse offenbart und augelöst werden. Aus dem Lateinischen ins Deutsche übersetzet … zum Druck befördert durch Friederich Roth-Scholtzen. Nürnberg, 1729; J.J. Becheri Physica subterranea. Ed. Noviss./cur. Georg Ernst Stahl. Lipsiae, 1738; Politischer Discurs von den eigentlichen Ursachen des Auf- und Abnehmens der Städte und Länder. Georg Heinrich Zincke [Hrsg.]. Zelle; [Druckorte:] Frankfurt; Leipzig: Georg Conrad Gsellius, 1754; Johann Joachim Bechers Chymischer Glücks-Hafen, oder grosse chymische Concordantz und Collection, von 1500 chymischen Processen. Nebst e. neuen Vorr. u. Bedencken von der Gold-Macherey, Herrn Georg Ernst Stahls. Neue u. viel verb. Ausg. Leipzig; Wien: Kraus, 1755; Entwurff oder Einladung einer ruh-liebenden und ihrem Nechsten zu dienen suchenden philosophischen Gesellschaft. Mit e. Nachw. vers. … von Ernst Darmstädter. Nach d. Ausg. Hamburg 1707 … wieder aufgelegt München: Heller, 1925; Parnassus medicinalis illustratus oder: Ein neues und dergestalt vormahln noch nie gesehenes Thier-, Kräuter- und Bergbuch sampt der Salernischen Schul: Cum Commentario Arnoldi Villanovani u. d. Praesagiis Vitae & Mortis, Hippocratis Coj; Auch gründl. Bericht vom destilliren, purgiren, Schwitzen, Schröpffen und Aderlassen. Alles in hoch-teutscher Sprach, sowol in Ligata als Prosa, lustig u. aussführlich in 4 Theilen beschrieben u. mit 1200 Figuren gezieret. Ulm/Donau: Haug, 1957; Zur mechanischen Sprachübersetzung: ein Programmierungsversuch aus dem Jahre 1661; allgemeine Verschlüsselung der Sprachen; (Charakter pro notitia linguarum universali); deutsch – lateinisch. Mit einer interpretierenden Einl. von W.G. Waffenschmidt. Stuttgart: Kohlhammer, 1962; Vademecum zu einem universellen merkantilistischen Klassiker. Faks.-Ausg. Düsseldorf: Verl. Wirtschaft und Finanzen, 1990; Chymischer Glückshafen oder grosse chymische Concordanz und Collection von fünffzehenhundert chymischen Processen. Nachdr. d. Ausg. Frankfurt 1682. Hildesheim: Olms, 1974; Experimentum Chymicum Novum: Oder Neue Chymische Prob, Worinnen die künstliche gleich-darstellige Transmutation, oder Verwandelung derer Metallen augenscheinlich dargethan: An statt einer Zugabe in die Physicam subterraneam. Nochmaliger Zusatz über die Unter-erdische Naturkündigung; Chymisches Laboratorium, oder Unter-erdische Naturkündigung. Nachdr. d. Ausg. Frankfurt (Main), 1680. Hildesheim [u.a.]: Olms-Weidmann, 2002.
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