Bauchaufschlitzen

Gastrotomie, ein Verfahren, das zu den grauenhaften Betätigungen der > Percht, der Kinderscheuche und Spinnstubenfrau sowie der Henkersknechte gehört.
Wer am Perchtentag die primitiv-magische Schuld unvorschriftsmäßiger Nahrungsaufnahme auf sich lädt, dem füllt die Dämonin den aufgeschnittenen Leib mit Häckerling oder Backsteinen an, um ihn dann mit Pflugschar und Eisenkette wieder zuzunähen (Grimm, Mythol. I, 226. 227). In der Obersteiermark und in Salzburg füllt die Perchtel den faulen Dirnen den aufgeschnittenen Bauch mit Kehricht. Ähnlich verfahrende Dämonen sind die bayrischen Semper, die mährische Schperechta und viele andere.

Neben diesem Volksglauben ist das B. ein zutiefst menschenverachtendes Ritual der Selbst- und Fremdjustiz. So gilt in Japan seit dem Ende des 13. Jhs. Hara-kiri (jap. hara, Bauch; kiru, schneiden) bei Adeligen und insbesondere bei den Samurai als möglicher Ausweg aus aussichtslosen Situationen, wie Untreue, Verachtung, Bestrafung für Leichtsinn oder unglückliche Liebe. Seppuku, wie die Japaner Hara-kiri nennen, ist die unter Aufsicht vollzogene Tötung durch Bauchaufschlitzen, eine Art ehrenvoller Todesstrafe. Legendären Ruhm erhielten in diesem Zusammenhang die Kaikashu, die Helfer der sich den Bauch Aufschlitzenden, die ihr Leiden durch das gnädige Köpfen des Seppuku Begehenden verkürzten. Seit dem 17. Jh. gilt B. zudem als ehrenvolle Todesstrafe für Adelige.
B. wird aber auch in anderen Ländern bei Durchführung der Todesstrafe angewandt.

Lit.: Seward, Jack: Hara-kiri: Japanese Ritual Suicide. Rutland, Vt.; Tokyo: Tuttle, 1973; Grimm, Jacob: Deutsche Mythologie. Unveränd. Nachdr. der 4. Aufl. mit Bearb. von Elard H. Meyer 1875-78. Wiesbaden: Fourier, 2003.
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