Baskische Hexen

Das Baskenland, geografisch abgelegen von den Kulturen Spaniens und Frankreichs, rief nicht nur in beiden Ländern den Argwohn der Obrigkeiten gegenüber seinen Bewohnern hervor, sondern stigmatisierte diese auch als undurchschaubar und gefährlich. Die Basken waren von der in Spanien und Frankreich 3000 Jahre zuvor herrschenden keltischen Kultur als auch von der römischen Invasion relativ unberührt geblieben und konnten so eine eigene Sprache und das eigene Volksbrauchtum bewahren. Als schließlich das Christentum zu ihnen gelangte, verbanden die Basken den neuen Glauben mit dem alten. Darin nahm das Hexenwesen eine besondere Stellung ein, wenngleich davon vielleicht weniger bekannt ist als von anderen Ländern.
So wurde die Region bereits im 14. Jh. als ein Zentrum des Hexenwesens erwähnt. 1466 schickte die Provinz von Guipúzcoa ein Gesuch an Heinrich IV. von Kastilien, in dem die vielen Schäden, welche die Hexen dort angeblich verursachten, aufgezeigt und ihre Vernichtung daher als unabdingbar bezeichnet wurden. Die jeweiligen Bürgermeister verhielten sich nachlässig: die einen aus Scham, die anderen aus Angst, wiederum andere aus Gründen der Verwandtschaft, Freundschaft, Partei oder Zuneigung. Andererseits sprachen die gesetzlichen Verordnungen nirgendwo von Hexen. Daher sollte der König den örtlichen Bürgermeistern das Recht geben, in Fällen von Hexerei Urteile ohne Revision vollstrecken zu können. Am 15. August 1466 wurde dies von Heinrich IV. in Valladolid ordnungsgemäß in einer Charta bestätigt. Das ganze Land wurde daraufhin nach Hexen durchsucht. Der Kanonikus Martín de Arles verfasste einen Traktat über den Aberglauben, der 1510 veröffentlicht wurde. Er bezeichnete die Hexen als gewöhnliche Personen, glaubte aber, dass sie Schaden verursachten und vom Teufel angeführt würden; ein Fliegen durch die Lüfte wurde von ihm allerdings verneint. Demgegenüber gelangten die Richter des Rates von Navarra zu der Überzeugung, dass die Hexen sehr wohl durch die Lüfte fliegen und sich zu Versammlungen treffen würden. Sie ernannten einen Inquisitor namens Avellaneda, der im Verlauf seiner Nachforschungen bis zu drei Versammlungen von Hexenmeistern und Hexen entdeckte: eine mit 120, eine andere mit 100, von denen mehr als 80 verurteilt wurden, und eine dritte mit mehr als 200. Das Land sei völlig infiziert, wie Avellaneda behauptete. Bei den Versammlungen würden Hexen und Hexenmeister Gott und Seinem Gesetz, der Jungfrau und den Heiligen abschwören; dafür böte ihnen der Teufel große Reichtümer und Genüsse. Zuweilen würde die Verführung unter einem gewissen Zwang erfolgen und die Frauen hätten Angst, getötet zu werden, wenn sie sich nicht darauf einließen.
Das Buch von Fray Martín de Castañega, das 1529 erschien, beschreibt das Hexenwesen als reine Umkehrung des katholischen Glaubens und dessen Riten. Die Hexenrituale würden stets den Riten der Kirche folgen, an die Stelle der Sakramente jedoch die Exkremente treten.
Die vertrauteste Figur bei den Basken ist somit die sorgiña, die Hexe, was auch damit zusammenhängt, dass es mehr Hexen als Hexenmeister gab.
Zudem zeigte sich bei den Hexenprozessen im Baskenland, dass die weltlichen Behörden exemplarische Strafen für die Hexen verlangten, während sich die kirchlichen weigerten, übermäßige Strenge anzuwenden.

Lit.: Arles et Andosilla, Martinus: Tractatus de superstitionibus. Lugduni, Joannes Cleyn, 1510; Fray Martín de Castañega: Tratado muy sotil y bien fundado de las supersticiones y hechizerias y vanos conjuros, y abusiones y otras cosas al caso tocantes y de la possibilidad y remedio dellas. Logroño: Miguel de Eguia, 1529.
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