Bardaisan

(Bar-Daisan, Bardesanes) syrischer Gnostiker, Theologe, Dichter, Philosoph und Astrologe am Hof König Abgars VIII. (177-212); geb. am 11. Juli 154 in Edessa, Mesopotamien, als Sohn heidnischer Eltern persischer oder parthischer Herkunft, wurde er Christ und starb 222 möglicherweise in der ehemaligen armenischen Hauptstadt Ani. Als Edessa von den Römern eingenommen wurde, ging er 216 nach Armenien.
Seine Lehre war stark gnostisch durchsetzt, entspricht aber keinem der großen gnostischen Systeme. Das Weltgeschehen kam nach ihm durch eine Vermischung der Elemente mit der Finsternis in Gang. Einen astrologischen Determinismus lehnte er ab, wenngleich er von der Beeinflussung der Seele durch die Sterne überzeugt war. Der Erlösungsvorgang begann mit der > Schöpfung. Die klare Erlöserfigur sei Christus. Erlangt die Seele Erkenntnis, könne sie mit Seiner Hilfe ihrer Vergangenheit in der bösen Materie entkommen und zum Brautgemach aufsteigen.

Durch diese sehr eigenwilligen Ansichten zog er sich das Missfallen von Ephraim von Edessa als Repräsentant der Amtskirche sowie späterer Autoren zu, was zum Verlust seiner Schriften führte, die heute weitgehend aus den Berichten seiner Gegner rekonstruiert werden. Erhalten ist ein Dialog über das Schicksal, bekannt unter dem Titel liber legum regionum, der in den recognitiones des Pseudo-Clemens (IX 19-20) in lateinischer Version und in der Praeparatio Evangelica (Buch VI 10, 1-48) des Eusebius von Cäsarea in griechischer Version zitiert wird.
B. ist auch als Verfasser von 150 syrischen Psalmen bekannt, von denen Fragmente erhalten sind. Arabische Traditionen erwähnen ein Evangelium des B., vielleicht identisch mit Diatessaron. Sein Sohn Hermosios führte seine Lehre fort, die großen Einfluss auf das syrische Christentum des 3. Jhs. hatte.

Lit.: Drijvers, Hendrik Jan Willem: The Book of the Laws of Countries: Dialogue on Fate of Bardaisan of Edessa. Assen: Van Gorcum & Co, 1965; ders.: Bardaisan of Edessa. Assen: van Gorcum, 1966; Kawerau, Peter: Das Christentum des Ostens. Stuttgart [u.a.]: Kohlhammer, 1972.
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