Barbaric, Dr. Slavko

Franziskaner und Seelsorger in > Medjugorje. B. wurde am 11. November 1946 im bosnisch-herzegovinischen Dragicina, Pfarrei Cerin, unweit von Citluk, als viertes von sechs Kindern geboren und starb am 24. November 2000 in Medjugorje. 1965 trat er in den Franziskanerorden ein. Seine philosophischen und theologischen Studien absolvierte er in Visoko, Sarajevo, Schwaz, Freiburg und Graz und legte am 17. September 1971 im Kloster La Verna am Monte Penna, Italien, die Gelübde ab. Am 19. Dezember 1971 wurde er in Reutte in Tirol, Österreich, zum Priester geweiht. Nach einer kurzen Tätigkeit in der Seelsorge studierte er von 1978 bis 1982 in Freiburg, Deutschland, Psychologie und Religionspädagogik und beschloss das Studium mit dem Doktorat. 1983 wurde er nach Medjugorje versetzt, wo seit Juni 1981 von täglichen > Marienerscheinungen die Rede war. Er wollte, seiner Ausbildung entsprechend, dem „Spuk“ ein rasches Ende setzen, gelangte jedoch nach eingehendem Studium zur Überzeugung, dass die Vorkommnisse echt seien. Damit kam er nicht nur in Konflikt mit den kommunistischen Machthabern, sondern auch mit dem Bischof von Mostar, Pavao Žanić, der sich nach anfänglicher Bejahung der Erscheinungen zum offenen Gegner wandelte. B. setzte sich nun, seiner Überzeugung folgend, vorbehaltlos und ohne Rücksicht auf seine Gesundheit für die Seelsorge an diesem neuen Wallfahrtsort ein. Selbst zwischenzeitliche Zwangsversetzungen in andere Pfarreien und Aufgabengebiete änderten nichts daran, nachdem sich auch anerkannte Professoren verschiedener Fachrichtungen aus aller Welt in umfangreichen wissenschaftlichen Untersuchungen für die Echtheit der Ekstasen ausgesprochen hatten.
Mit grenzenloser Hingabe wandte sich B. nun den Pilgern zu, die in Strömen nach Medjugorje kamen. So hielt er unzählige Gebetsseminare ab, baute das „Mutterdorf“ (Majcino Selo) für Waisenkinder des Bosnienkrieges (1992-1995), gliederte einen großen Kindergarten an, wirkte überaus erfolgreich als Hausseelsorger im Drogenzentrum „Campo della vita“ in Medjugorje und rief Stiftungen für die Kinder gefallener Soldaten und für Theologiestudenten ins Leben. Daneben schrieb er noch Dutzende von Büchern mit einer Gesamtauflage von über 20 Millionen in mehr als 20 Sprachen und weltweit zahlreiche Artikel in verschiedenen Zeitschriften. Zudem war B. maßgeblich an der Gründung des Rundfunksenders „Radio Mir [Friede] Medjugorje“ beteiligt.

Dieser unendliche Einsatz blieb jedoch nicht ohne Folgen. Als ob er sein nahes Ende geahnt hätte, ersuchte er 1997 den Redemptoristen Prof.  Dr.  Dr. Andreas > Resch in Innsbruck, eine neuerliche Untersuchung durchzuführen, die dann 1998 im Auftrag des damaligen Pfarrers von Medjugorje, P. Ivan Landeka, durch 15 Fachleute verschiedenster Disziplinen, vor allem der Medizin, zustande kam. Es war dies die umfangreichste Untersuchung derartiger Phänomene in der Geschichte der Kirche. Verlauf und Ergebnisse wurden in Bild, Ton und Schrift dokumentiert. Auch diese Untersuchungen bestätigten die physische und geistige Gesundheit der Seher sowie die Echtheit ihrer Erinnerungen an die Erscheinungserlebnisse der ersten zehn Tage nach 17 Jahren. Zudem konnte durch den Vergleich von > Hypnose und > Ekstase erstmals der Unterschied von Hypnose und Ekstase eindeutig nachgewiesen werden, womit auch gesagt ist, dass eine Ekstase durch > Suggestion nicht hervorgerufen werden kann.
Diese Untersuchungen, an denen B. zu Beginn noch persönlich teilnahm, verschärften die Gangart seiner Gegner, insbesondere des Bischofs von Mostar, Dr. Ratko Perić, des Nachfolgers von Bischof Žanić: B. durfte schon länger keine Beichte mehr hören und sollte auch keine Gottesdienste mehr in Medjugorje feiern, ja sogar den Ort seines Wirkens verlassen. Doch noch bevor diese Frist, den Ort zu verlassen, ablief, starb B. am 24. November 2000 auf dem Kreuzberg in Medjugorje an akutem Herzversagen. Der Seligsprechungsprozess wird durch mehrere Initiativen angestrebt.

Lit.: Barbaric, Slavko: Umkehr als fundamentale Lehr- und Lernaufgabe christlicher Erwachsenenbildung: theol. Grundlegung, krit. Analyse d. theol.-andragog. Literatur u. empir.-analyt. Unters. d. Cursillo-Bewegung im deutschsprachigen Raum. Mit e. Geleitw. von Günter Biemer. Frankfurt a.M. u.a.: Lang, 1985; Resch, Andreas: I veggenti di Medjugorje: ricerca psicofisiologica 1998. M. e. Vorw. v. Ivan Landeka. Innsbruck: Resch, 2000; ders.: Die Seher von Medjugorje im Griff der Wissenschaft. Innsbruck: Resch, 2005.

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