Bambus

(Bambusoideae), eine vielgestaltige Unterfamilie der Süßgräßer (Poaceae) mit etwa 1.200 Arten, gilt in Ostasien als glückbringende Pflanze. In Bezug auf den Menschen ist sie auch Symbol für ethische Werte: die hängenden Blätter deuten auf das leere Innere, das Herz, als Ausdruck der Bescheidenheit. Die immergrüne Pflanze ist Sinnbild für das Alter; stilisierte Bambusblätter, die häufig Gegenstand einer meditativ verstandenen Malerei sind, weisen auf Ruhe und Frieden hin. Wenn in China B. und Pflaume zusammengestellt werden, bedeuten sie Mann und Frau. Der mit lautem Klang im Feuer zerplatzende B. soll die Dämonen vertreiben.
B. dient auch als Zaubermittel. So verzauberte auf den Fidji-Inseln ein Magier namens Ata den Diener des Südseeforschers Paul Abt, weil er sich an der jüngsten Tochter des Häuptlings vergriffen hatte, was bei diesen Insulanern mit der Todesstrafe geahndet wird. Dazu führte der Magier über dem Diener Fred den sog. Bambuszauber aus, indem er unter Beschwörungen ein Stück von Freds Gewand in ein Bambusrohr gab. Nach Beenden der Sprüche und Gebete sagte er zu Abt: „Eines Tages wird dieses Stück Bambus auf dem heiligen Baume platzen, und zur selben Stunde wird dein Diener aus dem Leben scheiden…“ (Wieser, S. 18).

Lit.: Wieser, Edwin: Im Banne der Magie: wunderbare Erlebnisse unter allen Himmelsstrichen – einst und jetzt. Affoltern a.A.: Aehren Verlag, 1950; Egenter, Nold: Göttersitze aus Schilf und Bambus: jährl. gebaute Kultfackeln als Male, Zeichen u. Symbole; e. bautechnolog. Unters. d. Ujigami-Rituale d. Volksshintô um d. Stadt Ômihachiman, Japan = Sacred symbols of reed and bamboo. Bern [u.a.]: Lang, 1982.
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