Lat. Valeriana officinalis; engl. valerian, der Name stammt wahrscheinlich von seinem botanischen Namen, der sich von valere = „gesund sein“ ableitet. In Europa und Asien, aber auch im nordöstlichen Amerika beheimatet, war B. bereits im Altertum als Heilpflanze bekannt. So wurde aus dem indischen Nardenbaldrian das berühmte Nardenöl hergestellt, mit dem auch Jesus in Bethanien gesalbt wurde. Die Baldrianstaude kann eine Höhe von 50 bis 150 cm erreichen. Die hellrosa bis weißen Blüten sind in rispigen Trugdolden angeordnet und verströmen einen angenehmen Duft. Medizinisch werden die Wurzeln und deren Ausläufer verwendet. Die wichtigsten Inhaltsstoffe sind das ätherische Öl und die sog. Valepotriate, die sich beim Trocknen der Pflanze chemisch umwandeln und für den charakteristischen Geruch verantwortlich sind. Zudem enthält B. auch Alkaloide, die auf Katzen erregend wirken sollen.
B. wirkt beruhigend, entkrampfend, muskelentspannend, schlaffördernd und dadurch angstlösend. Verwendet wird B. innerlich als Tee, Tropfen, Dragees und Kapseln, äußerlich als Bad in entsprechenden Dosierungen, wie den medizinischen Fachbüchern zu entnehmen ist. In der Volksmedizin gilt B. vor allem als Pestmittel. In alten Kräuterbüchern wird er häufig als Augenmittel erwähnt. (Bock)
Die vielfältige Wirkung des B. drückt sich in seinen verschiedenen Bezeichnungen aus. So wird er u.a. Katzenkraut, Hexenkraut, Viehkraut, Theriakwurz, Augenwurzel, St. Georgenkraut, Zahnkraut, Spickwurz, Wandwurzel, Marienwurzel, Dreifuß, Mondwurzel, Tollerjan, Katzenwargel, Phu, Brachkraut, Bullerjan, Denmarkwurzel, Krampfwurzel, Sperrkraut, Windwurzel, Waldspeik oder Rattenwurzel genannt.
B. war schon vor unserer Zeitrechnung eine bekannte Heilpflanze, zunächst vor allem bei Frauenleiden. Bei Dioskurides und Plinius findet sich für die Pflanze die Bezeichnung „Valeriana“ (lat. valere, kräftig, wert sein). Nachdem im Mittelalter die Anwendung auf Gicht, Tuberkulose und sogar die Pest ausgeweitet wurde, soll dann im 17. Jh. Epilepsie erfolgreich mit B. behandelt worden sein. Bis alle Inhaltsstoffe der Wurzel restlost erforscht waren, dauerte es aber noch bis 1971.
Mythologisch wird die deutsche Bezeichnung B. mit dem germanischen Gott > Baldur in Verbindung gebracht, der als Gott des Lichts von allen Göttern geliebt wird und ein Symbol des Guten ist. B. gilt daher paranormologisch als Pflanze, die Glück bringt und Tapferkeit verleiht. So verwendete der mittelalterliche Volksglaube B. zum „Ausräuchern“ des Teufels und zur Vertreibung der Hexen. In einigen Gegenden hing man B. freischwebend an die Decke, um das Eintreten einer Hexe festzustellen. Bewegte sich der B. oder die „Unruhe“, wie das aufgehängte Kräuterbündel genannt wurde, beim Eintritt einer Person, war man der Ansicht, dass es sich um eine Hexe oder einen Hexer handelte. Diese Schutzfunktion wurde dem B. auch bei den Tieren zugeschrieben. Im Bienenstock soll er das Ausschwärmen der Bienen verhindern und andere Bienen anziehen. Beim Fischfang soll man die Regenwürmer vor ihrem Gebrauch mit B. in Berührung bringen, um einen guten Fang zu erzielen.
Weiters wird berichtet, dass ein Scharfrichter vor jeder Hinrichtung ein Stück Baldrianwurzel kaute, um sein weiches Herz zu stärken. Und ein Liebesrezept aus dem 15. Jh. besagt: „Nimm Baldrian in den Mund und küsse die, die du haben willst; sie gewinnt dich gleich lieb.“
All diese positiven Wirkungen habe B. deswegen erhalten, weil er unter dem Kreuz Christi entstand.
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