Bailey (eigtl. Beasmore), Charles

1870-1947, australisches Medium, das als das meistgepriesene und zugleich meistverdammte Medium aller Zeiten gilt. Mit 18 Jahren nahm B. an einer Séance teil, in der ihm gesagt wurde, dass er ebenfalls ein Medium sei. Er schloss sich dem Zirkel an, trat rasch in Trance und erhielt die geistige Mitteilung, dass er > Apporte produzieren könne. Tatsächlich erschien in einer Séance ein Stein, noch nass vom Meer, ohne dass man wusste woher. Er entschied sich daraufhin, als Berufsmedium tätig zu werden, und nahm den Namen Charles Bailey an. Unterstützt wurde er von dem reichen Spiritisten Thomas Welton > Stanford, der mit ihm in den folgenden 12 Jahren Sitzungen abhielt. Mehr Aufsehen als die Botschaften erregten die Apporte von Fischen, Pflanzen, alten Münzen, Vögeln, Eiern und sogar eines menschlichen Schädels. Der außergewöhnlichste Fall von Apporten waren jedoch Tonzylinder und Tafeln, angeblich aus Babylonien, mit keilschriftähnlichen Texten. Fachleute des British Museum erklärten das Ganze allerdings für Schwindel.
Ob Schwindel oder nicht – es blieb die Frage offen, wie die Gegenstände nach Melbourne gelangten, wo sämtliche Sitzungen stattfanden. Um Täuschung auszuschließen, wurde B. in einer Serie von Séancen von Charles McCarthy, einem bekannten Arzt aus Sydney, gestestet. Die Apporte dauerten an und es tauchten u. a. mehrere Tontafeln mit Inschriften und eine arabische Zeitung auf. Eine Sammlung dieser archäologischen Apporte (Imitationen antiker Töpferei, echte Münzen u.a.) wird von der Stanford University von Kalifornien verwaltet.

Die Resonanz war enorm und so wurde B. 1904 zu Sitzungen nach Mailand und Rom eingeladen, wo ebenfalls Apporte stattfanden, ohne dass man einen Betrug feststellen konnte. Bei den Sitzungen in Grenoble (1910) tauchten zwar ebenfalls Vögel auf, doch erfuhren die Experimentatoren, dass B. diese vorher in der Stadt gekauft hatte. In London wurde B. von der S.P.R. untersucht (1911), darunter von Everard > Feilding and W.W. > Baggally. Letzterer fand jedoch heraus, dass B. die als Apporte vorgestellten kleinen Vögel in seinem Gepäck hatte.
Während in Australien die Spiritualistische Gesellschaft durch B. einen großen Auftrieb erfuhr, wurde die Arbeit der Psychischen Forschung und der Parapsychologie durch den aufgedeckten Schwindel für Jahrzehnte gelähmt, weil sich kein ernsthafter Forscher der Möglichkeit eines Betruges aussetzen wollte. Allerdings bleibt die Frage, ob B. immer oder nur manchmal geschwindelt hat, nach wie vor offen. Er scheint jedenfalls seine Sitzungen bis in die späten 1930er Jahre fortgeführt zu haben.

Lit.: Mediumship of Mr. C. Bailey. JSPR vol. 12 (1905), 77 -78; vol. 15, 194-208; Doyle, Arthur Conan: The History of Spiritualism. New York: Arno Press, 1975; Irwin H.J.: Charles Bailey: A Biographical Study of the Australian Apport Medium. JSPR 54 (1987), 97.
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