Bahir

Hebr., „Glanz“, einer der ältesten und wichtigsten mittelalterlichen Texte der > Kabbala, ohne dass dabei das Word „Kabbala“ verwendet wird. Das Buch entstand um 1176 und wird als Werk des französischen Rabbi Isaak ben Abraham von Posquières, allgemein „der blinde Isaak“ genannt, bezeichnet. Die kabbalistische Tradition schreibt das Buch jedoch dem Talmudlehrer Rabbi Nehuniah ben HaKana, aus dem 1. Jh. v. Chr. zu, weil es mit diesem Namen beginnt. Der Text ist fragmentarisch erhalten und besteht aus einer Sammlung von Aussprüchen zu Bibelversen, die sich mit Kosmologie und Kosmogonie befassen. Einen wichtigen Platz nehmen mystische Gleichnisse (50) ein. Der Grundgedanke ist die > Merkabamystik in ihrer gnostischen Weiterentwicklung: Gott hat als erste Wirklichkeit das > Pleroma (griech., „Fülle“) geschaffen, das die oberste Welt darstellt, die von den Kräften Gottes gebildet wird. Ihre Früchte, die Seelen der Gerechten, steigen von hier in die untere Welt hinab. Wegen dieses gnostischen Einschlages wird das Buch auch in den Einflussbereich der katharischen Sekten, wie der > Albigenser, in Südfrankreich gestellt.

Lit.: Das Buch Bahir: ein Schriftdenkmal aus der Frühzeit der Kabbala auf Grund der kritischen Neuausgabe/von Gerhard Scholem. Darmstadt: Wiss. Buchges. 41989.
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