Bärenkult

Kultische Verehrung des Bären, vor allem des Braunbären (Ursus arctos), bei den Jägervölkern in weiten Teilen Nord-Eurasiens und im nördlichen Amerika, wo er wegen seiner imponierenden Kraft hoch angesehen ist. Das Tier wird während seiner Winterruhe lebend zur Siedlung gebracht, wo man ihm zu Ehren ein Fest ausrichtet, in dessen Verlauf es nach dem Singen bestimmter Lieder getötet wird. Dabei entschuldigt man sich bei ihm und beteuert seine Unschuld. Während die Knochen säuberlich bestattet werden, wird das Fleisch verzehrt. Das Volk ist fest davon überzeugt, dass der Bär als Dank für die ihm nach seinem Tod gewährte Verehrung den Anwesenden Glück bringt. Er wird schließlich durch magische Handlungen ins Leben zurückgerufen, d.h. man glaubt, der tote Bär habe sich in einen anderen verkörpert bzw. sei auferstanden.
Der bis in die Altsteinzeit zurückgehende Kult wurzelt in der Vorstellung von einem tiergestaltigen Stammvater der Menschen und in der erforderlichen Versöhnung mit dem Schutzgeist des überlisteten Tieres, damit das Wild die Jäger künftig nicht meide. Die ältesten Darstellungen finden sich auf den Felsbildern der südfranzösischen Höhlen.

Lit.: Paproth, Hans-Joachim: Studien über das Bärenzeremoniell. Uppsala: [Religionshistoriska inst.], 1976; Kohn, Mareile: Das Baerenzeremoniell in Nordamerika: der Baer im Jagdritual u. in der Vorstellungswelt der Montagnais-Naskapi-East Cree u. der Chippewa-Ojibwa. Hohenschaeftlarn: Renner, 1986.
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