Bär

Ein Raubtier, das – wie Felsenbilder und Knochenfunde beweisen – seit Jahrtausenden von den Menschen gleichermaßen verehrt und gefürchtet wird. Seine mächtige Gestalt und sein schlürfender Gang, der in Kontrast zu seiner Schnelligkeit und Geschicklichkeit steht, sind von vielen Legenden umwoben. So hatte der B. schon in prähistorischer Zeit kultische Bedeutung. Nach den > Ainu und Giljaken übernimmt die Seele des geopferten B. eine Mittlerrolle zwischen Menschen und Göttern. In der keltischen Mythologie war > Artio eine Bärengöttin. Den Germanen dienten Zähne und Klauen des Bären als > Amulette. Im Volksglauben der Russen und anderer Völker gilt der B. als verwandelter Mensch, was besonders in den Märchen seinen Niederschlag findet.
Verschiedene Völker, wie die Wogulen und Ostjaken, haben die Vorstellung, dass sie von einem B. abstammen, der ihnen das Feuer gebracht hat. Als Nachttier und wegen seines Verschwindens während des Winterschlafes wurde der B. in Sibirien und Alaska mit dem > Mond in Verbindung gebracht und in der Kunst gelegentlich zum Symbol für Alter und Tod des Menschen verwendet.

In Griechenland hatte die Göttin > Artemis eine besondere Beziehung zum B. So hießen ihre Dienerinnen in Athen arktoi, Bärinnen.
Die Kraft des B. fand besonders auch in der Heilkunde ihren Niederschlag. Die Lakota-Sioux schreiben dem B. Heilkräfte zu, weshalb ihre Schamanen den Bärengeist suchen und Heilkräuter benutzen, deren Macht von ihm stammen soll. Die angeblich heilende Kraft des Bären kommt auch in zahlreichen Apothekennamen zum Ausdruck.

Macht und Gefährlichkeit brandmarken den B. aber nicht zuletzt auch als > Dämon, insbesondere als Vegetationsdämon und > Buhlteufel der Hexen. Andererseits ist das an und für sich gutmütige Tier ein treuer Begleiter von Heiligen, wie Korbinian, Romedius, Lukan, Gallus, Magnus, Severin, Columban und Maximin. Schließlich ist er wegen seiner Stärke auch noch ein beliebtes Wappentier, wie etwa für Berlin und Bern.

Lit.: Meyer, Elard Hugo: Mythologie der Germanen. Straßburg: K.J. Trübner, 1903; Slwawik, A.: Zum Problem des Bärfestes bei den Ainu und Giljaken. Wiener Beiträge zur Kulturgeschichte und Linguistik 9 (1952); Narr, K.J.: Bärenzerimoniell und Schamanismus in der älteren Steinzeit. Saeculum 10 (1959); Bächtold-Stäubli, Hanns (Hg): Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. 10 Bde, Berlin: W. de Gruyter, 1987; Die Mythologie der Neuen Welt: die Enzyklopädie über Götter, Geister und mythische Stätten in Nord-, Meso- und Südamerika/David M. Jones. Reichelsheim: Edition XXV, 2001; Grimm, Jacob: Deutsche Mythologie. Unveränd. Nachdr. der 4. Aufl. mit Bearb. von Elard H. Meyer 1875-78. Wiesbaden: Fourier Verl, 2003; Der Berliner Bär. Kleine Geschichte eines Stadtsymbols. Berliner Forum 2 (1979).
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