Babel, Turmbau

Engl. Building of the Tower of Babel; B. ist der hebräische Name für Babylon. Nach Gen 11,1-9 bauten die Nachkommen Noachs eine Stadt mit einem Turm, der bis zum Himmel reichen sollte. „Dann sagten sie: Auf, bauen wir uns eine Stadt und einen Turm mit einer Spitze bis zum Himmel, und machen wir uns damit einen Namen, dann werden wir uns nicht über die ganze Erde zerstreuen“ (Gen 11,4). Da verwirrte der Herr ihre Sprache, sodass keiner mehr die Sprache des andern verstand. „Der Herr zerstreute sie von dort aus über die ganze Erde, und sie hörten auf, an der Stadt zu bauen. Darum nannte man die Stadt Babel (Wirrsal), denn dort hat der Herr die Sprache aller Welt verwirrt und von dort aus hat er die Menschen über die ganze Erde zerstreut“ (Gen 11,8-9).
Die Geschichtlichkeit eines Turms zu Babylon ist seit 1913 archäologisch nachgewiesen. Es handelt sich dabei um eine Tempelanlage (Zikkurat) in Babylon, deren Fundamente der deutsche Archäologe Robert Koldewey freigelegt hat. Um 2300 v. Chr. wurde Babylon durch Sargon von Akkad zerstört. Erwähnt wird der Turm als Zikkurat in den Annalen des assyrischen Königs Sanherib (Sennacherrib), der 669 v. Chr. den Tempel zerstörte. Seine Nachfolger begannen die Anlage wieder aufzubauen. Vollendet wurde sie von Nebukadnezar II. (605-562 v. Chr.). Den Abschluss bildete ein Tempel, der nur von Priesterinnen betreten werden durfte. Das Dach des Gebäudes wurde wahrscheinlich von Priestern für astronomische Beobachtungen verwendet.
In der Folgezeit verfiel das Bauwerk und wurde schließlich im Frühjahr 323 v.  Chr. von Alexander d. Gr. geschliffen, um es neu aufzubauen, doch verstarb Alexander wenige Monate später.
Der Turm hatte eine Grundfläche von 91,48 m × 91,66 m und eine Höhe von etwa 91 m, wahrscheinlich abgestuft in sieben oder acht Stufen (Herodot). Als Baumaterial dienten Lehmziegel, wobei die Außenziegel farbig emailliert wurden.

In Kunst, Literatur und im Volksmund ist der Turmbau zu Babel zum Symbol der Hybris und zum Sinnbild des Scheiterns einer materiellen Erfahrbarkeit Gottes bzw. dessen Übertreffens geworden.

Lit.: Wegener, Ulrike: Die Faszination des Maßlosen: der Turmbau zu Babel von Pieter Brueghel bis Athanasius Kircher. Hildesheim: Olms, 1995; Hartmann, Fred: Der Turmbau zu Babel: Mythos oder Wirklichkeit? Turmbausagen im Vergleich mit der Bibel. Holzgerlingen: Hänssler, 1999; Der babylonische Turm in der historischen Überlieferung, der Archäologie und der Kunst. Milano, 2003 (Der Turmbau zu Babel, 1); Greb, Michaela: Die Sprachverwirrung und das Problem des Mythos: vom Turmbau zu Babel zum Pfingstwunder. Frankfurt a. M.: Lang, 2007.
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