Baba Jaga

Slaw., Name einer angeblichen Kriegsgöttin in Gestalt eines alten, runzeligen Weibes, auch als Jezi-Baba bekannt. In den Märchen ist sie auch die Herrin über die Reiter, die Morgen, Tag und Nacht über die Erde bringen. Jenen Menschen, die sich ihr furchtlos und pflichtgetreu nähern, kann sie wertvolle Gaben vermitteln. Ansonsten lebt sie als furchterregende Hexe in den Wäldern. Ihr Haus ist mit einem Zaun umgeben, auf dessen Pfählen Menschenschädel stecken. Zeitweise tritt sie als Anführerin eines großen Geisterzuges auf und erlangt dadurch dämonisches Format. In ihrem Hexenkessel fliegt sie mit feurigem Besen durch die Luft. Manche vermuten hinter B. eine Urmuttergestalt aus der älteren Geschichte der Menschheit, die nach der Einführung des Christentums bei den Slawen dämonisiert worden sei. Dies gilt wohl auch für die „Frau Holle“ des deutschen Märchens. Der russische Komponist Modest Mussorgskij (19. Jh.) betitelte einen Teil seines Klavierzyklus „Bilder einer Ausstellung“ mit „Die Jagd der Baba Jaga“. Als Vorlage dienten ihm Arbeiten des Malers Viktor Hartmann (1834-1873).

Lit.: Biedermann, Hans: Dämonen, Geister, dunkle Götter: Lexikon der furchterregenden mythischen Gestalten. Graz; Stuttgart: Leopold Stocker, 1989; Becker, Richarda: Die weibliche Initiation im ostslawischen Zaubermärchen: ein Beitrag zur Funktion und Symbolik des weiblichen Aspektes im Märchen unter besonderer Berücksichtigung der Figur der Baba-Jaga. Wiesbaden: Harrassowitz, 1990; Schöne Lau und Baba Jaga: Frauenmärchen der Weltliteratur/hrsg. von Ursula Schulze und Ulrich Mattejiet. [Mit Ill. von Aubrey Beardsley …]. Düsseldorf [u.a.]: Artemis und Winkler, 1999.
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