Atmen, Buch vom

Eine Sammlung von Sprüchen aus der Spätzeit der ägyptischen Religion, ähnlich jenen des Totenbuches. Die zahlreich erhaltenen Handschriften gehören der Zeit um das 1. Jh. n. Chr. an. Der Name entstammt dem Vorspann des Dokuments, der da lautet: „Beginn des Buches vom Atmen, das Isis für ihren Bruder Osiris machte, um seine Seele zu beleben, um seinen Körper zu beleben, um alle seine Teile von Neuem zu verjüngen […].“ Die Sprüche sollen dem Verstorbenen ein zweites Leben im Jenseits verleihen.
Eine weitere Sammlung von Sprüchen und Gebeten, die von den Ägyptern Zweites Buch vom Atmen genannt wurde, ist durch Kurzfassungen bekannt. Ägyptologen betiteln es mit „Dass mein Name fortdauere“, weil die Sammlung eine Litanei enthält, in der sich der Verstorbene wünscht, dass sein Name fortdauere „in Theben und in den Gauen für Jahrhunderte und für die Ewigkeit (…)“.
Die beiden Bücher sind kaum als selbständige Schöpfungen zu werten, sondern als Kompilationen und Auszüge aus älterem Vorrat von Totenbuchsprüchen und Grabgebeten. Dies gilt besonders für das zweite Buch. Die gesamte Literatur scheint thebanischer Herkunft zu sein.

Nach dem Papyrus Louvre 3284 soll die Schrift gemacht sein „von Isis für ihren Bruder Osiris, um seine Seele zu beleben und seinen Leib zu beleben, um alle seine Glieder nochmals zu verjüngen, damit er das Lichtland erreiche mit seinem Vater Re, um seine Seele erscheinen zu lassen als Mondschein, um seinen Leib als Orion strahlen zu lassen am Leib der Nut.“ Das Buch gibt sich als „nützlich für einen Mann in der Nekropole“, wenn es ihm an seine linke Seite in die Nähe des Herzens gelegt wird (Pap. Louvre 3284) oder unter den Kopf des Gottes (Osiris) (Pap. Florenz 3662).

Lit.: Brugsch, Heinrich: Sai an sinsin sive liber metemphychosis veterum Aegyptiorum: e duabus pypyrus funebribus hieraticis signis exaratis. Berolini: Gaertner, 1821; Pellegrini: Il libro della respirazione (Rendicenti di Accad. Dei Lincei 1904, Florenz Pap. 3665); Lexikon der ägyptischen Religionsgeschichte/Hans Bonnet. 3. unveränd. Aufl. Berlin; New York: de Gruyter, 2000.
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