Astarte

Phöniz. Asthoret, babylon. Ischtar, hebr. Astaroth, kanaanitische Göttin, die allgemein mit Liebe und Fruchtbarkeit assoziiert wird, was jedoch – abgesehen von Assoziationen mit > Ischtar und > Aphrodite – durch die alten Quellen nicht sicher belegt ist. Sie scheint eher eine Göttin der Tieraufzucht gewesen zu sein (Eliade). Für die Griechen war sie auch eine Mondgöttin und wurde mit > Selene identifiziert, worauf noch Abbildungen der Göttin mit halbmondförmigen Hörnern verweisen.
Die frühesten Erwähnungen ihres Namens finden sich auf der Götterliste von Ebla in der Mitte des 3. vorchristlichen Jahrtausends, auf Opfer- und Rituallisten aus Ugarit rund tausend Jahre später, in verschiedenen phönizischen Inschriften in der Mitte des 1. Jahrtausends v. Chr. sowie in der hebräischen Bibel unter der gleichbedeutenden Bezeichung Asterah, Astaroth, Astoreth (Ri 10,6; Sam 7,3.12,10,31 usw.). Die Nachricht von einem frühen A.-Tempel in Bet Schean (1 Sam 31,10) dürfte echt sein. A. wurde auch in maritimen Gesellschaften hoch verehrt, so in Tyros und Sidon, in Citium auf Cypern und in Pyrgi in Etrurien. In hellenistischer Zeit wurde sie von den Griechen mit Aphrodite gleichgesetzt, während sie in Syrien mit der Gottheit Anat zu Atagati verschmolz, die man in Rom unter dem Namen Dea Syria kannte. Schon in der 18. Dynastie wurde A. in das ägyptische Pantheon aufgenommen, und aus Ägypten stammen auch die meisten ikonographischen Darstellungen dieser Gottheit.
Im Martyrium Bartholomaei bezeichnet Astaroth einen Dämon, der die Menschen mit Krankheiten plagt und dann als höllischer Geist in den Volksglauben einging. So ist er in der mittelalterlichen Dämonologie als gefallener Engel einer der sieben Höllenfürsten. Er sitzt auf einem Drachen und hält eine Schlange in der Kralle, erkennt Vergangenheit und Zukunft und offenbart Geheimnisse. Sein Atem ist jedoch so widerwärtig, dass er jeden vertreibt, der in seine Nähe kommt. Der Magier, der ihn anruft, schützt sich mit seinem magischen Ring. Nach Johannes > Wierus (1515-1588) ist er Schutzherr der freien Künste. Andere Quellen machen ihn zu einem > Seraph. A. gehörte auch zu den Dämonen, den Madame de Montespan bei ihrem Versuch, magischen Einfluss über Ludwig XIV. von Frankreich zu gewinnen, anrief.

Lit.: Couard, Ludwig: Altchristliche Sagen über das Leben Jesu und der Apostel. Mit einem Anhang: Jüdische Sagen über das Leben Jesu auf Grund der apokryphischen Evangelien und Apostelgeschichten sowie des Talmud u. a. dargestellt. Gütersloh: Bertelsmann, 1909; Ludovicus, Frankreich, König, XIV: Streit der Lieb und Ehre, das ist, König Ludwigs in Frankreich Valet-Briefe an Madame de Montespan. 1676. Mongrédien, Georges: Madame de Montespan et l‘affaire des poisons. [Paris]: Hachette, 1953; Perlman, Alice Lenore: Asherah and Astarte in the Old Testament and Ugaritic Literatures. Ph. D. Diss., University of California and Graduate Theological Union, 1978 (erhältlich durch University Microfilms, Ann Arbor); Hunger, Herbert: Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Wien: Verlag Brüder Hollinek, 81988; Biedermann, Hans: Dämonen, Geister, dunkle Götter: Lexikon der furchterregenden mythischen Gestalten. Graz: Leopold Stocker, 1989; Millard, Alan R.: Schätze aus biblischer Zeit: ihre Entdeckungsgeschichte – ihre Bedeutung. Gießen: Brunnen-Verl., 1994; Eliade, Mircea: The Encyclopedia of Religion. New York u.a.: Simon & Schuster Macmillan 1995; Bonnet, Hans: Lexikon der ägyptischen Religionsgeschichte. 3. unveränd. Aufl. Berlin: Walter de Gruyter, 2000.
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