Annus (lat.)

Jahresgott. Eine schwäbische Zeichnung im sog. Jüngeren Kapiteloffiziumsbuch aus Zwiefalten (Stuttgart, Württembergische Landesbibliothek, Cod. 2°415), entstanden um 1162, zeigt die kreisende Zeit, mit den zwölf Bildern des Tierkreises (innerer Ring) und den entsprechenden jahreszeitlichen Verrichtungen (äußerer Ring). In der Mitte sitzt der alte, sich stets erneuernde Jahresgott A. (Chronos), der in seiner Linken die Sonne, in der Rechten den Mond trägt. Aus dem Außenring blasen die zwölf Winde heraus und in den Ecken stehen die vier Jahreszeiten in passender Kleidung. A. bildet den Ruhepol des Ganzen, die Achse des Rades. Das Bild erinnert an Darstellungen des Kosmosmenschen bei > Hildegard von Bingen.

Lit.: Hildegard von Bingen: Welt und Mensch: das Buch „De operatione Dei“/Aus d. Genter Kodex übers. u. erläutert v. Heinrich Schipperges. Salzburg: Otto Müller, 1965; Endres, Franz Carl: Das Mysterium der Zahl: Zahlensymbolik im Kulturvergleich / Schimmel, Annemarie. München; Kreuzlingen: Hugendubel, 1984.  
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