Wenngleich in der > Alchemie der Grundsatz galt: nihil extraneum („nichts von außen“), so versuchten doch einige Alchemisten, dem Erscheinen des weißen Steines durch Hinzufügen neuer Substanzen an die Grundsubstanz nachzuhelfen, etwa durch Zinn, das die Oberfläche der Substanz im Gefäß weiß färbte. Die Schrift Allegoria Merlini beschreibt den Veredelungsprozess in einer makabren Allegorie: Der König (die Grundsubstanz) trinkt so viel Wasser, bis seine Glieder damit gefüllt sind (Lösung) und er das Empfinden hat, in Stücke zu zerbrechen (Trennung). Die Ärzte legen ihn in ein geheiztes Zimmer und als sie ihn wieder herausnehmen, ist er tot (> Nigredo). Dann mahlen sie den Körper zu Pulver, waschen und trocknen ihn. Nun fügen sie einen Teil Steinsalz, zwei Teile Salpeter und einen Teil Leinöl bei und bereiten daraus eine Paste. Diese Paste legen sie in einen mit Löchern versehenen Schmelztiegel und stellen einen zweiten Tiegel darunter. Dann schmelzen sie die Paste, sodass die Flüssigkeit in den unteren Tiegel fließt, aus dem dann der König zum Leben aufersteht. (Thorndike, I, 627)
Lit.: Thorndike, Lynn: A History of Magic and Experimental Science. New York; London: Columbia Univ. Press, 1922-1958. 8 Bde.; Jung, C.G.: Mysterium Coniunctionis: Untersuchungen über die Trennung und Zusammensetzung der seelischen Gegensätze in der Alchemie/Marie-Louise von Franz [Mitarb.]. Zürich; Stuttgart: Rascher, 1968 (C.G. Jung Gesammelte Werke; 14/2).