Agramer Mumienbinde

Oder Zagreber Mumienbinde (lat.: Liber Linteus Zagrabiensis), altes Leinenbuch, das in etruskischer Sprache und Schrift abgefasst ist und im Archäologischen Museum Zagreb (früher: Agram) aufbewahrt wird. Es handelt sich um den längsten etruskischen Text, der heute bekannt ist.
Der 3,40 m lange Leinenstreifen wurde konserviert, weil er als Mumienbandage wiederverwendet wurde. Er stammt von einer weiblichen ägyptischen Mumie, die um die Mitte des 19. Jahrhunderts als Souvenir nach Wien gebracht und später dem Agramer Museum vermacht wurde. 1891 wurden die Binden in Wien von
Jakob Krall, einem Experten für Koptische Schrift, untersucht. Er erkannte als Erster, dass die Sprache Etruskisch war, und setzte die Streifen richtig zusammen.
Der ursprüngliche Leinenstreifen war in 12 Kolumnen von 24 cm Breite beschriftet und vermutlich leporelloartig gefaltet, so dass jede Kolumne eine Seite ergab. Der um 250-100 v. Chr. verfasste Text ist nur teilweise verständlich und handelt von einem religiösen Ritual. Die 12 Spalten des Textes umfassen etwa 230 Zeilen und 1200 leserliche Wörter, davon 50 verschiedene Ausdrücke. Der Text ist in roter und schwarzer Tinte geschrieben. Die vielen Wiederholungen erklären sich vermutlich aus dem rituellen Charakter. Der Text ist weitgehend unübersetzt, nur wenige Worte sind verständlich, weisen aber eben auf einen rituellen Charakter hin.

Lit.: Krall, Jakob: Die etruskischen Mumienbinden des Agramer National-Museums. Wien: F. Tempsky, 1892.
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