Andreas Resch: Andreas Dung-Lac, Thomas Thien, Emanuel Phung, Hieronymus Hermosilla, Valentin B. Ochoa, Theophanus Vénard und Gefährten

ANDREAS DUNG-LAC, Priester
THOMAS THIEN und
EMANUEL PHUNG, Laien

HIERONYMUS HERMOSILLA,
VALENTIN B. OCHOA,
Dominikaner, und
weitere 6 Bischöfe

THEOPHANUS VÉNARD,
Priester d. Gesellschaft
f. d. Auslandsmissionen,
und 105 Gefährten

MÄRTYRER VON VIETNAM
(†  1745-1862)

Heilig: 19. Juni 1988
Fest: 24. November

Die 117 Märtyrer von Vietnam wurden sowohl aufgrund ihrer leidvollen Erfahrungen, die an Brutalität nicht zu überbieten sind, als auch wegen der verfügbaren Dokumentation, die ihre Identifizierung und Bewertung ermöglichte, ausgewählt. Der Großteil der Märtyrer – im Verlauf der Jahrhunderte waren es an die 130.000 Opfer – wurde anonym bestattet und ihre Daten erlauben his heute nicht die für eine Heiligsprechung geforderte Beurteilung, auch wenn die Erinnerung an sie in den christlichen Gemeinden stets wach geblieben ist.

Ein erster Hinweis auf das Werk der Evangelisierung Vietnams findet sich in den „Kaiserlichen Annalen des annamitischen Hofes“ (Cham-dinh Viet Su). Ein Edikt des Königs Le-Thang-Teng, datiert von 1533, verbot die Verbreitung der „Irrlehre“ von „Cia-Te“ (Jesus), die von einem gewissen „I-Nu-Khu“ (Ignatius) aus Malakka gelehrt wurde. Dabei handelte es sich zweifellos um einen Dominikaner oder Franziskaner, möglicherweise aus Portugal, der – um nach Macao zu gelangen – Tongking (Region in Nordvietnam) durchqueren musste. Tatsächlich begann die Evangelisierung 1550 im Süden von Kotschinchina (südlicher Bereich von Vietnam) dank der Dominikaner aus Portugal.

Die Gründung der Kirche Vietnams geht auf Ostern 1615 zurück, als im Hafen von Turane die Jesuiten Buzomi und Diego Carvalho an Land gingen, denen am 19. März 1627 ihr Mitbruder aus Avignon, P. Alexander de Rhodes, folgte; er wird als der eigentliche Gründer der Kirche Vietnams angesehen. Der anfängliche Erfolg – 3.500 Getaufte innerhalb von drei Jahren – wurde leider schon 1630 durch ein Edikt des Königs von Tongking erstickt; 1644 mussten die Jesuiten das Land verlassen. P. Alexander de Rhodes, der die Abreise aufschob, wurde verhaftet und 1645 zum Tod verurteilt. Seine Strafe wurde dann in Landesverweis mit Rückkehrverbot umgewandelt. Um diesbezüglich keine Hoffnungen zu schüren, wurde der beste seiner Katecheten, Andreas Rung, in seinem Beisein erstochen; er gilt als einer der ersten Märtyrer Vietnams. Die Jesuiten blieben in Vietnam, wo sie – einige Jahre nach der Unterdrückung des Ordens 1773 – bis 1788 im Untergrund lebten, um dann erst 1958 wieder zurückzukehren.

Wieder in Rom, sorgte sich P. Alexander de Rhodes nach wie vor um das Los der vietnamesischen Christen, die ohne Priester verblieben waren, und überzeugte die römischen Stellen von der Notwendigkeit eines vietnamesischen Klerus. Die Entsendung von Bischöfen und Priestern aus Europa hielt er für unerlässlich. Also schickte Papst Alexander VII. (1655-1667) zwei apostolische Vikare, Msgr. François Pallu und Msgr. Pierre Lambert de la Motte von der Gesellschaft für die Auslandsmissionen in Paris (M.E.P.), die am 11. August 1664 vom Papst approbiert wurde.

Bereits am 14. Februar 1670 wurde in Din-Hién (Provinz Nam-Dinh) die erste Pastoralsynode einberufen, auf der Msgr. Pierre Lambert de la Motte die Modalitäten für das Gotteshaus festlegte und die Kongregation der Amantes de la Croix gründete, die im Verlauf der Jahrhunderte unter den Christen, vor allem in den abgelegenen Dörfern, bewundernswerten Mut und außergewöhnliche Effizienz bewies. 1807 wurde in Penang ein Regionalseminar errichtet, aus dem der Großteil der Priester Südostasiens hervorging. Die Märtyrer aus Südvietnam erhielten dort ihre Priesterausbildung.

Auf Einladung von Msgr. François Pallu, der die Lücke, die sich damals in den Reihen des Missionsklerus auftat, füllen wollte, entsandte der Dominikanerprovinzial in Manila, Felipe Pardo O.P., mit Juan de Santa Cruz und Juan Arjona die ersten zwei Freiwilligen nach Nordvietnam, die am 7. Juli 1676 über den Hafen von Trung-Link nach Phó-Hién, Provinz Hung-Yén, vordrangen. Zur gleichen Zeit unterzeichnete der Generalmeister des Dominikanerordens das Dekret, mit dem die neue Mission in Nordvietnam in die Provinz S. Rosario in Manila eingegliedert wurde. So entstanden 1659 die ersten apostolischen Vikariate Nord (Dàng Ngoài) und Süd (Dàng-Trong).

Die Ankunft weiterer Dominikanermissionare, denen bald darauf eine Reihe anderer Orden folgten, ließ die Zahl der Christen merklich ansteigen, sodass die Kongregation Propaganda Fide den Norden in zwei apostolische Vikariate aufteilte, ein westliches und ein östliches Vikariat, die jeweils rechts bzw. links des Song-Cai, des Roten Flusses, lagen.

Eine neuerliche Verfolgungswelle 1696 führte nicht zur Einschränkung, sondern zur Verstärkung der missionarischen Tätigkeit und zur Ausbreitung des Christentums, was 1719 eine noch gnadenlosere Verfolgung nach sich zog, bei der sämtliche Kirchen, mit Ausnahme jener von Ke-Sat, dem Erdboden gleichgemacht und nahezu alle Missionare aller Orden ausgewiesen wurden. 1721 verschärfte sich die Situation durch zahlreiche Verhaftungen von Christen und die ersten Opfer, zwei europäische sowie neun einheimische Jesuiten. Bei den darauf folgenden schweren Gewaltausbrüchen erlitten 1737 vier weitere Jesuiten den Tod und im Anschluss daran die oben angeführten 117 Märtyrer.

Die Geschichte der Kirche von Vietnam zeigt, dass es insgesamt 53 Edikte gab, unterzeichnet von Trinh und Nguyen bzw. den Königen, die fast drei Jahrhunderte hindurch – 17., 18. und 19. Jahrhundert (exakt 261 Jahre: 1625-1886) – Christenverfolgungen anordneten, mit der im Folgenden genannten Zahl von Märtyrern in chronologischer Reihung:

2 Opfer unter der Herrschaft von Trinh-Doanh (1740-1767)
2 Opfer unter der Herrschaft von Trinh-Sam (1767-1782)
2 Opfer unter der Herrschaft von Canh-Thinh (1782-1802)
58 Opfer unter der Herrschaft des Königs Minh-Mang (1820-1840)
3 Opfer unter der Herrschaft des Königs Thieu-Tri (1840-1847)
50 Opfer unter der Herrschaft des Königs Tu-Duc (1847-1883).

Nach Herkunftsländern lassen sich die Märtyrer wie folgt einordnen:

Spanier: 11, ausschließlich Mitglieder des Predigerordens (Dominikaner), darunter 6 Bischöfe und 5 Priester.
Franzosen: 10, alle von der Gesellschaft für die Auslandsmissionen in Paris, davon 2 Bischöfe und 8 Priester.
Vietnamesen: insgesamt 96 – 37 Priester (davon 11 Dominikaner) und 59 Laien (darunter 1 Seminarist, 16 Katechisten, 10 Dominikaner-Terziare sowie 1 Frau).

Am Ort der Hinrichtung wurde neben jedem Verurteilten das königliche Edikt mit Präzisierung der Vollstreckungsart angebracht:

75 Verurteilungen zum Tode durch Enthauptung
22 Verurteilungen zum Tod durch Erdrosseln,
6 Verurteilungen zum Tod durch Verbrennen bei lebendigem Leib
5 Verurteilungen zum Tod durch Abtrennung der Gliedmaßen
9 Opfer im Gefängnis aufgrund von Folterungen.

Die Christen wurden versprengt, der Klerus dezimiert und das Christentum aufgelöst. In dem von Frankreich und Tu-Duc am 5. Juni 1862 unterzeichneten Friedensvertrag, Art. 2, heißt es: „Zwei Persönlichkeiten französischer und spanischer Nationalität ist es gestattet, den christlichen Kult im Reich Annam auszuüben, und all jene Bewohner des Reiches ohne Unterschied, welche die christliche Religion annehmen oder ihr folgen möchten, können dies frei und ohne Hindernis tun; jene aber, die nicht Christen werden wollen, dürfen nicht dazu gezwungen werden.“

Dieses Traktat setzte den von Gesetzes wegen durchgeführten Christenverfolgungen ein Ende, doch wäre es ein Irrtum zu glauben, das dies auch das Ende der Prüfungen der Kirche in Vietnam bedeutete. Erst seit kurzem beginnen sich die Beziehungen zu Vietnam zu verbessern. So besuchte am 25. Januar 2007 der vietnamesische Premierminister Papst Benedikt XVI. und im März 2007 begab sich eine vatikanische Delegation nach Hanoi, um hinsichtlich diplomatischer Beziehungen, Religionsfreiheit, Bischofsernennungen und Visitationen der Diözesen einen Normalisierungsprozess einzuleiten. Nun hoffen die Gläubigen, eines Tages auch den Papst in ihrem Land begrüßen zu dürfen.

Die Seligsprechung der oben aufgelisteten 117 Märtyrer erfolgte in vier Etappen: 64 durch Leo XIII. 1900, 8 durch Pius X. 1906, 20 durch Pius X. 1909 und 25 durch Pius XII 1951.

Am 19. Juni 1988 wurden die 117 Märtyrer von Papst Johannes Paul II. heiliggesprochen.

Eine Auflistung der Hinrichtungen der 117 vietnamesischen Märtyrer in chronologischer Abfolge mit Angabe von Name, Geburtsdatum, Datum der Verhaftung und des Martyriums, Alter, Ort des Martyriums und des jeweiligen Standes findet sich in:

RESCH, ANDREAS: Die Heiligen Johannes Pauls II. 1982 – 2004. Innsbruck: Resch, 2012 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 5). XIV, 480 S., 109 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-094-0, Ln, EUR 48.60 [D], 49.90 [A]

Bestellmöglichkeit: info@igw-resch-verlag.at