Andreas Resch: Weltbilder der Psychologie

Alle Vorstellungen von Welt und Mensch entspringen einer psychischen Gestimmtheit, die das Zusammenfügen einzelner Kenntnisse begleitet und die ganzheitliche Sicht des gestalteten Wissensmosaiks ermöglicht. So wird das jeweilige Weltbild von einer individuellen Gestimmtheit getragen, die das vorhandene Wissen über die gegebenen Lücken hinweg zu einer Gesamtschau verbindet, die als Grundlage der persönlichen Orientierung dient.
Ohne Weltbild gibt es keine persönliche Orientierung und keine psychische Ausgeglichenheit. Trotzdem kann man nicht von einem psychologischen Weltbild sprechen, denn die Psychologie formt kein Weltbild, sondern beschreibt nur die jeweilige Gestimmtheit bei der Vorstellung von Welt und Mensch sowie die vorausgehenden und darauffolgenden Reaktionen, Stimmungen und Denkprozesse, die ihrerseits vom Innenraum und Außenraum des Einzelnen mitgestaltet werden.
So hat eine Betrachtung der psychologischen Implikationen der Weltbilder von einer Gesamtsicht von Mensch und Kosmos auszugehen, die von folgenden Grundelementen getragen wird:
 

Physis, die materielle Welt,
Bios, der lebende Organismus,
Psyche, die Fähigkeit zu Empfinden und Fühlen,
Pneuma, die Fähigkeit der Bildung von Allgemeinbegriffen und der Reflexion, der Intuition, der Kreativität und der Weisheit.
 

Eine solche Betrachtung hat in der Psychologie bis heute noch nicht Fuß gefasst, zumal man sich fast ausschließlich auf die Reaktionen des Menschen, losgelöst von ihren kosmischen Implikationen, beschränkt.
Dabei haben sich im Laufe der Geschichte in Anlehnung an die geistesgeschichtliche Entwicklung drei grundverschiedene psychologische Sichtweisen des Menschen herausgebildet, die ich mit Funktionalismus, Geisteswissenschaftlicher Psychologie und Tiefenpsychologie ganz allgemein kennzeichnen möchte, während die Betrachtung in dem oben angeführten Sinn hier erstmals angesprochen wird, womit auch die verwendete Bezeichnung Ganzheitspsychologie eine umfassendere Bedeutung erfährt.