Fátima

Den Marienerscheinungen von Fátima gingen zwischen April und Oktober 1915 bereits Licht- und Engelerscheinungen voraus. So gewahrte die Seherin Lucia schon damals über den Bäumen und unter den Füßen etwas wie eine Wolke, weißer als Schnee, durchsichtig und von menschlicher Gestalt. Das wiederholte sich an verschiedenen Tagen noch zweimal. 1916 folgten dann drei Erscheinungen, die als Engelerscheinungen bezeichnet werden. Sie riefen zum Gebet auf. Diesen Engelerscheinungen folgten schließlich von Mai bis Oktober 1917 sechs Erscheinungen Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz, als die sich die Weiße Dame bei der Erscheinung am 13. Oktober zu erkennen gab.

Die drei Geheimnisse
Die Botschaften der dritten Erscheinung am 13. Juli 1917 enthalten auch die sog. drei Geheimnisse von Fátima: 1. Vision der Hölle, 2. Voraussage des Zweiten Weltkrieges, der Bekehrung Russlands und der Weihe der Welt an das Unbefleckte Herz Mariens sowie das 3. Geheimnis, das lange geheim gehalten wurde, weil darin von einem Attentat auf den Papst die Rede ist. Dieses dritte Geheimnis beschreibt Lucia mit folgenden Worten:

Wir haben „links von unserer Lieben Frau etwas oberhalb einen Engel gesehen, der ein Feuerschwert in der linken Hand hielt; es sprühte Funken und Flammen gingen von ihm aus, als sollten sie die Welt anzünden; doch die Flammen verlöschten, als sie mit dem Glanz in Berührung kamen, den Unsere Liebe Frau von ihrer rechten Hand auf ihn ausströmte: den Engel, der mit der rechten Hand auf die Erde zeigte und mit lauter Stimme rief: Buße, Buße, Buße! Und wir sahen in einem ungeheuren Licht, das Gott ist: ‚etwas, das aussieht wie Personen in einem Spiegel, wenn sie davor vorübergehen‘, einen in Weiß gekleideten Bischof, wir hatten die Ahnung, dass es der Heilige Vater war“.(1)

Bevor nun Lucia den versiegelten Umschlag mit diesem Geheimnis dem damaligen Bischof von Leiria-Fátima übergab, hatte sie in eigener Entscheidung auf den äußeren Umschlag geschrieben, dass dieser erst nach 1960 entweder vom Patriarchen von Lissabon oder vom Bischof von Leiria geöffnet werden dürfe, weil man es vorher nicht verstehen würde. Auch Johannes XXIII. und Paul VI. gaben die Veröffentlichung nicht frei.

Johannes Paul II. ließ sich nach dem Attentat vom 13. Mai 1981 den im Heiligen Offizium aufbewahrten Text zukommen und dachte sofort daran, die Welt dem Unbefleckten Herzen Mariens zu weihen, was am 7. Juni 1981, dem Pfingstfest, im Gedenken an die 1600 Jahre nach dem ersten Konzil von Konstantinopel und 1550 Jahre nach dem Konzil von Ephesus in der Basilika Santa Maria Maggiore in Rom in Abwesenheit des Papstes vollzogen wurde. Ein Jahr später, am 13. Mai 1982, wurde diese Weihe von Papst Johannes Paul II. in Fátima persönlich wiederholt.
Am 25. März 1984 erfolgte schließlich die Weihe aller Menschen und Völker an das Unbefleckte Herz Mariens.

Das Sonnenwunder
Auch die sechste und letzte Erscheinung vom 13. Oktober 1917 ging in die Geschichte ein.
Das Volk kam in Massen. Es regnete in Strömen. Für 12 Uhr, in Portugal wegen der kriegsbedingten Sommerzeit 13.30 Uhr, war das Sonnenwunder angesagt. Darüber informiert der wohl präziseste Augenzeugenbericht des Naturwissenschaftlers Prof. Dr. José Maria de Almeida Garrett von der Universität von Coimbra:

„Es ist bemerkenswert, dass man seine Augen auf diesen Glutofen und sein Licht richten konnte, ohne Schmerz zu empfinden, mit Ausnahme von zwei Unterbrechungen, als die Sonne leuchtende Hitzestrahlen aussandte, die uns zwangen, den Blick abzuwenden…
Das Phänomen dauerte zirka 10 Minuten. Die Sonnenscheibe blieb aber nicht ruhig am Himmel stehen, sie sandte nicht das Licht eines Himmelskörpers aus, sondern drehte sich in irrem Wirbel um sich selbst. Plötzlich ertönten Angstschreie aus der Menge. Die Sonne schien sich, wild drehend, vom Firmament zu lösen und auf die Erde zu stürzen, als wollte sie uns mit ihrer gigantischen Glut vernichten. Das Gefühl während dieser Augenblicke war entsetzlich…
Dieses von mir hier beschriebene Phänomen habe ich in gesunder geistiger Verfassung und ohne emotionale Störungen erlebt. Ich überlasse es anderen, dies alles zu erklären.“(2)

Die Weihe der Welt an das Unbefleckte Herz Mariens
Im Marianischen Jahr 1950 wurde auf dem Platz vor der Basilika in Fátima vom päpstlichen Delegaten Kard. Todeschini bekannt gegeben, dass nicht nur die Pilger 1917 das Sonnenwunder gesehen haben, sondern auch Pius XII., vor der Verkündigung des Dogmas von der Aufnahme Marias mit Leib und Seele in den Himmel, am 1. November 1950.
Für Papst Johannes Paul II. war das Attentat auf ihn am 13. Mai 1981 eine Mahnung, auf Fátima zu schauen. Er verfasste dann den Text zur Weihe der Welt an das Unbefleckte Herz Mariens und nahm schließlich 1982 die Weihe in Fátima persönlich vor.
Am 13. Mai 2000 kam Johannes Paul II. wieder nach Fátima und sprach Jacinta und Francisco selig. Ihre Heiligsprechung erfolgte am 13. Mai 2017 durch Papst Franziskus, ebenfalls in Fatima.

Anm.:
(1) Maria Lucia: Wie sehe ich die Botschaft durch die Zeit und durch die Ereignisse? Fátima: Carmelo de Coimbra, Secretariado dos Pastorinhos, 2006.
(2) Hesemann, Michael: Geheimsache Fátima. Vom Vatikan verschwiegen: Was offenbarte die Gottesmutter über die Zukunft der Menschheit? München: Bettendorf, 1997. 
Lit.: Resch, Andreas: 100 Jahre Fatima. Grenzgebiete der Wissenschaft 66 (2017) 2, 127-156; Kongregation für die Glaubenslehre: Die Botschaft von Fátima. Grenzgebiete der Wissenschaft 49 (2000) 3, 195-224.
 

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