Andreas Resch: Benedikt Menni

BENEDIKT MENNI
(Angelo Ercole)
(1841-1914)

PROFESSPRIESTER
DES HOSPITALORDENS DES
HL. JOHANNES V. GOTT

GRÜNDER
DER KONGREG. DER
HOSPITALSCHWESTERN

VOM HEILIGSTEN HERZEN JESU

Heilig: 21. November 1999
Fest: 24. April

BENEDIKT MENNI (Angelo Ercole) wurde am 11. März 1841 als fünftes von 15 Kindern des Luigi Menni und der Luisa Figini in Mailand, Italien, geboren und auf den Namen Angelo Ercole getauft. Von seinen Eltern erbte er einen Sinn für Glauben, Gebet und Rechtschaffenheit, der ihn das ganze Leben hindurch auszeichnete.

Nach Volksschule und Gymnasium fand Benedikt mit 16 Jahren eine An­stellung bei einer Bank, die er aber bald wieder aufgab, weil man Dinge von ihm verlangte, die er mit seinem Gewissen nicht vereinbaren konnte. Von da an ging er täglich zur hl. Kommunion. 1859 meldete er sich freiwillig für den Transport der verwundeten Solda­ten, die von der Front in Magenta am Bahnhof von Mailand eintrafen, in die verschiedenen Spitäler der Stadt. Während er die Verwundeten in das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder brachte, wo er ihnen mit brüderlichem Großmut beistand, fühlte er sich zunehmend zum Krankendienst im Hospitalorden des hl. Johannes von Gott berufen.

Am 1. Mai 1860 trat Menni mit 19 Jahren in den Orden der Barmherzigen Brüder im Spital Santa Maria d’Araceli in Mailand ein und begann mit der Einkleidung am 13. desselben Monats das Noviziat, wobei er den Namen Bruder Benedikt annahm. Nach Beendigung des Noviziats legte er am 15. Mai 1861 die einfache Profess ab, der am 17. Mai 1864 die feierliche Profess folgte.

Während er im Seminar von Lodi die philosophischen und theologischen Studien besuchte, ließ er sich im lokalen Ordensspital in Medizin und Chirurgie ausbilden. Nach Abschluss der theologischen Studien am Collegio Romano, der heutigen Päpstlichen Universität Gre­goriana in Rom, wurde er am 14. Oktober 1866 zum Priester geweiht.

Der Generalprior Giovanni M. Alfieri hatte für eine ziemlich anspruchsvolle Mission bereits ein Auge auf ihn geworfen. Nach den politischen Umwälzungen und den Gesetzen gegen die Kirche und die religiösen Institute in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war 1850 – nach jahrhundertelanger Blüte in Hunderten von Spitälern – in Spanien, Portugal, Lateinamerika und auf den Philippinen nichts oder fast nichts mehr vom Orden des hl. Johannes von Gott übrig. Sowohl der Generalprior als auch Papst Pius IX. selbst wünschten sich in den genannten Ländern einen Neuanfang.

1867 wurde Menni als Generaldelegierter nach Spanien geschickt, um dort den Spitalsorden wieder aufzubauen, der aufgrund der politischen Ereignisse und der seit 1835 auf der iberischen Halbinsel herrschenden subversiven Gesetzgebung vollkommen ausgelöscht war. Vor seiner Abreise aus Rom am 14. Januar 1867 erhielt der junge Priester im Alter von 26 Jahren den besonderen Segen Pius’ IX. Dabei sagte der Papst: „Geh, mein Sohn, mit dem Segen des Himmels nach Spanien, um den Orden an seiner Wiege zu erneuern!“ Ermuntert durch den päpstlichen Segen und seinen am Tag der Profess gemachten Vorsatz – „Herr, ich will für meinen Orden bis zum letzten Atemzug arbeiten“ – reiste er am 16. Januar 1867 aus Rom ab. Nach einem mehrmonatigen Aufenthalt in den Konventen von Lyon und Marseille, wo er sich von der geglückten Erneuerung des Ordens im nachrevolutionären Frankreich inspirieren lassen wollte, gelangte er – ohne der Sprache mächtig zu sein und völlig mittellos – im April nach Barcelona. Anfangs war sogar der Erzbischof dagegen, der ihn jedoch schon bald unter seinen Schutz nahm und ihm bei seinem schwierigen Unterfangen effiziente Hilfe zuteil werden ließ. Menni machte sich sofort an die Arbeit und eröffnete am 14. Dezember 1867 mit Unterstützung zweier nachgekommener Mitbrüder ein Sanatorium für rachitische Kinder, Arme und Verlassene. 1868 erkrankte er jedoch aufgrund der immensen Anstrengungen und täglichen Schwierigkeiten schwer und musste sich auf Anordnung des Generalpriors nach Marseille zurückziehen. Dort verlebte er eine erholsame Zeit, um nach Wiederherstellung seiner Gesundheit nach Barcelona zurückzukehren.

Da sich der Bürgerkrieg zwischen Karlisten und Liberal-Nationalisten mittlerweile zugespitzt hatte, pflegte er – unterschiedslos und getragen von einem großen Geist der Nächstenliebe – gemeinsam mit anderen Mitbrüdern seines Ordens die verwundeten Soldaten der beiden sich bekämpfenden Fraktionen. In dieser Situation befand sich P. Menni mehr als einmal in Lebensgefahr und musste schließlich für kurze Zeit nach Rom ausweichen. Wieder in Spanien, wurde er 1872 verhaftet und zweimal zusammen mit einem Mitbruder von einem Balkon aus dem Pöbel präsentiert, damit dieser über seine sofortige Hinrichtung entscheide. Wieder in seiner Zelle, öffnete sich, während er das Trishagion (Lobhymnus) zur Allerheiligsten Dreifaltigkeit betete, die Tür, und er wurde für frei erklärt, jedoch müsse er Spanien umgehend verlassen. Menni zog sich nach Marseille zurück und berief die vier Novizen dorthin, die im Heim von Barcelona verblieben waren, das trotz allem gut funktionierte. In Marseille schloss er sich am 23. September 1873 mit einigen seiner Ordensbrüder dem Roten Kreuz an, um sich dem geistigen und körperlichen Beistand der Verwundeten zu widmen, gleich welcher Bewegung sie auch angehörten. Anschließend kehrte er mit drei Mitbrüdern nach Spanien zurück und führte seine Mission der Nächstenliebe im Kriegsgebiet bis zum Ende der Feindseligkeiten im Februar 1876 weiter.

Zur Linderung der Bedürfnisse einer Unzahl von Invaliden, Waisenkindern und alten, verlassenen Menschen hatte Menni eine Gründung in Escoriaza ins Auge gefasst. Da er diese aber nicht verwirklichen konnte, ging er wieder nach Barcelona, um das Sanatorium neu zu strukturieren. Dann begab er sich nach Madrid, wo er unter enormen Opfern ein bescheidenes Haus samt zugehörigem Grund in Ciempozuelos, ca. 30 km von der Stadt entfernt, erwarb und dort eine Psychiatrische Anstalt errichtete. Die Gründungen von Sanatorien und Psychiatrischen Anstalten folgten in Spanien, Portugal und Mexiko jeweils aufeinander. All diese von ihm ins Leben gerufenen Institute waren nur für Männer gedacht. Nachdem man ihn mit Nachdruck, nicht zuletzt von staatlicher Stelle, ersucht hatte, die psychiatrische Betreuung auch auf Frauen auszudehnen, machte sich Menni auf die Suche nach Ordensschwestern zur Pflege der vorwiegend geisteskranken Patienten. Eine geeignete Kommunität fand sich zwar nicht, doch machte er im Juni 1880 in Ciempozuelos die Bekanntschaft zweier großzügiger junger Frauen, die aus Granada stammten. Es waren dies die Witwe Josefina Recio (die als Gründerin des Instituts gilt) und Maria de las Angustias Jiménez – beide bereit, sich, ähnlich den Barmherzigen Brüdern, der Krankenpflege zu verschreiben. Nachdem Menni ihre Beständigkeit geprüft hatte, schickte er sie am 22. Juni 1880 nach Ciempozuelos. Aufgrund der zunehmenden Zahl der Postulantinnen erfolgte am 31. Mai 1881 die erste Einkleidung von Novizinnen, die dann am 4. Juni 1882 ihre erste Profess ablegten. Menni gab den Schwestern den Namen „Töchter Unserer Frau vom Allerheiligsten Herzen Jesu“, der schließlich vom Heiligen Stuhl in Kongregation der Hospi­talschwestern vom Heiligsten Herzen Jesu umgewandelt wurde, mit Approbation 1901. Der spezifische Zweck des Instituts ist die Fürsorge und Pflege von Geisteskranken sowie von körperlich und geistig behinderten Kindern. Auch die Gründungen von Häusern der neuen Kongregation, die vornehmlich für die Betreuung Geisteskranker bestimmt waren, ließen überraschenderweise nicht lange auf sich warten.

Als Menni auch im eigenen Orden über eine beträchtliche Schar von Ordensleuten verfügte, konnte er 1884 beim Heiligen Stuhl die Gründung der hispano-amerikanischen Provinz durchsetzen, zu deren ersten Provinzprior er ernannt wurde – ein Amt, das er nahezu 20 Jahre innehatte, wobei er die Häuser und Unternehmungen der Mitbrüder weiter steigerte. Während der Choleraepidemie 1885 setzte er sich unermüdlich für die Pflege der Kranken ein und schickte seine Mitbrüder in kleinen Gruppen in die betroffenen Gebiete, wo sie mancherorts den einzigen Arzt vertraten, der sich ebenfalls angesteckt hatte.

Als Provinzial der hispano-amerikanischen Provinz dachte Menni bereits an Gründungen in anderen Ländern, so auf den Philippinen und vor allem in Lateinamerika, wo der Orden in den vorangegangenen Jahrhunderten sehr präsent gewesen war. 1892 reiste er mit dem damaligen P. General Cassiano M. Gasser nach Argentinien, konnte die Gründung dort jedoch nicht zu Ende führen. Stattdessen kam es zur Gründung des Spitals von San Martin in Guadalajara (Mexiko), wo 1900 die erste Kommunität errichtet wurde. Am 30. Dezember 1900 verließ er Càdiz mit sechs Mitbrüdern, um den Orden endgültig nach Amerika zu bringen.
1903 schied Menni nach fünfmaliger Wiederwahl aus seinem Amt als Provinzial, wobei er 15 Spitäler und Pflege­anstalten der Barmherzigen Brüder sowie neun der Hospitalschwestern hinterließ, und widmete sich fortan in erster Linie der Konsolidierung der Schwesternkongregation.

1909 wurde er nach Rom gerufen, wo er am 20. Oktober des Jahres vom Hl. Stuhl zum Apostolischen Visita­tor seines Ordens ernannt wurde. Nach erfolgreicher Beendigung des Mandats wurde er am 21. April 1911 zum Generalprior ernannt. Am 20. Juni 1912 legte Menni das hohe Amt nieder und zog sich zunächst nach Paris und anschließend nach Dinan in Frankreich zurück, wo er am 24. April 1914 starb. Sein Leichnam wurde am folgenden 29. April nach Ciempozuelos überführt und auf dem Ortsfriedhof unter seinen Mitbrüdern beigesetzt. 1924 wurde er exhumiert und ruht nun in der „Kapelle der Gründer“, Hermanas Hospital Sagrato Corazòn, Jardines, 1, Ciempozuelos (Madrid), Spanien.

Die außergewöhnliche apostolische Tätigkeit von P. Benedikt Menni war stets von konkreten Prinzipien getragen und bestimmt, so z.B.: „Beten, arbeiten, erdulden, leiden, Gott lieben und schweigen.“

Am 21. November 1999 wurde Benedikt Menni von Papst Johannes Paul II. heiliggesprochen, der ihn am 23. Juni 1985 seliggesprochen hatte.

 

RESCH, ANDREAS: Die Heiligen Johannes Pauls II. 1982 – 2004. Innsbruck: Resch, 2012 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 5). XIV, 480 S., 109 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-094-0, Ln, EUR 48.60 [D], 49.90 [A]

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