Andreas Resch: Arnold Janssen

ARNOLD JANSSEN
(1837-1909)

PRIESTER UND GRÜNDER
DER GESELLSCHAFT D.
GÖTTLICHEN WORTES DER KONGREG. DER MISSIONSSCHWESTERN
DIENERINNEN DES
HL. GEISTES

UND DER KONGREGATION
DER SCHWESTERN
DIENERINNEN DES
HL. GEISTES

VON DER EWIGEN ANBETUNG

Heilig: 5. Oktober 2003
Fest: 15. Januar

ARNOLD JANSSEN wurde am 5. November 1837 in Goch, einer Kleinstadt am Niederrhein in Deutschland, Diözese Münster, als zweites von zehn Kindern geboren. Die Eltern, Gerhard Janssen und Anna Katharina Wellesen, waren tief religiös und sehr arbeitsam. Die Familie betete jeden Tag den Rosenkranz und der Vater hatte die Angewohnheit, regelmäßig mit lauter Stimme den Prolog zum Johannesevangelium (Joh 1,1-18) zu lesen. Von ihm lernte Arnold auch die Verehrung des Heiligen Geistes zu pflegen.

Seine Kindheit verbrachte Arnold im Schoß der Familie und ging im Ort zur Schule. Der Pfarrer ermutigte die Eltern, ihren Sohn in das Kleine Diözesanseminar zu schicken, um Arnolds Wunsch, Priester zu werden, nachzukommen. So trat er 1849 in das Bischöfliche Kolleg-Konvikt von Aesdonck/Goch ein, wo er seine Studien fortsetzte, die er mit der klassischen Reifeprüfung abschloss. Dann begann er an den Universitäten von Münster und Bonn Mathematik und Naturwissenschaften zu studieren, mit gutem Erfolg. Nach Erlangung des Doktorats vertiefte sich Janssen am Kollegium Borromäum in Münster in das Studium von Philosophie und Theologie. Nach Beendigung der Studien wurde er am 15. August 1861 zum Priester der Diözese Münster geweiht und vom Bischof für den Unterricht naturwissenschaftlicher Fächer am Gymnasium in Bocholt bestimmt. Er galt als strenger, aber gerechter Lehrer. Sein priesterlicher Eifer beflügelte ihn, den Menschen auch außerhalb des Schulbetriebs zu helfen.

Aufgrund seiner besonderen Verehrung für das Heiligste Herz Jesu und wegen seines intensiven Gebetslebens wurde Janssen zum diözesanen Leiter des Gebetsapostolats ernannt. Einen Großteil seiner Freizeit und der Schulferien investierte er in die Verbreitung dieses Apostolats in der Diözese und allen deutschsprachigen Regionen. Damals fasste er den Beschluss, sein Leben dafür zu verwenden, unter den Katholiken den Enthusiasmus für die Missionsarbeit der Kirche außerhalb Deutschlands zu fördern, und eine populäre Zeitschrift zu gründen. 1873 gab er seine Stelle als Lehrer auf und im Januar 1874 erschien die erste Nummer von „Der kleine Herz Jesu-Bote“. In dieser Zeitschrift berichtete er über die Auslandsmissionen und ermunterte seine katholischen Leser mehr für deren Unterstützung zu tun.

Es waren schwierige Zeiten für die deutsche Kirche. Bismarck hatte den „Kulturkampf “ ausgerufen, mit einer Reihe von antikatholischen Gesetzen, die zur Vertreibung von Priestern und Ordensleuten, ja sogar zur Inhaftierung verschiedener Bischöfe führten. Da kam Janssen die Idee, ein Institut zu gründen, das einige dieser Priester für die Arbeit in den Missionen anwerben sollte. Er wollte dieses Projekt insbesondere über seine Zeitschrift bekannt machen und versuchte, die nötigen Mittel aufzubringen. Doch niemand wollte den ersten Schritt tun. Schließlich machte ihn der Apostolische Vikar von Hong Kong glauben, dass Gott ihn selbst zu dieser schwierigen Aufgabe berufen habe. Viele waren der Meinung, er sei nicht der richtige Mann dafür bzw. die Zeit sei noch nicht reif. „Der Herr fordert unseren Glauben heraus, etwas Neues zu verwirklichen, gerade dann, wenn so vieles in der Kirche am Zerbrechen ist“, war Janssens Antwort.

Obwohl etliche dagegen waren, erhielt er, trotz der ungünstigen Umstände in Deutschland, die Unterstützung vieler Bischöfe und begann unverzüglich mit dem Sammeln finanzieller Mittel und der Suche nach einem geeigneten Ort. Wegen der politischen Situation in Deutschland kaufte er ein Haus jenseits der Grenze, in Steyl in Holland, das er am 8. September 1875 offiziell eröffnete. Die Lebensbedingungen waren armselig, doch konnte zumindest mit der Vorbereitung der Priester für die Missionsarbeit begonnen werden. 1878 traten die ersten drei Laienbrüder ein und am 2. März 1879 wurden die ersten zwei Missionare, Johann Baptist Anzer und Josef Freinademetz, nach China geschickt, um im Süden Shantungs mit der missionarischen Arbeit zu beginnen. Die Zahl der Studenten nahm von Jahr zu Jahr zu und so mussten neue Gebäude errichtet werden. Die in Steyl vorbereiteten Veröffentlichungen waren eine große Hilfe beim Anwerben von Berufungen und um die nötigen Mittel aufzubringen.

Im Januar 1876 eröffnete Janssen eine eigene Druckerei. Wie andere Initiativen entwickelte sich auch diese sehr rasch und war dank der gut ausgebildeten Brüder schon bald wegen ihrer qualitätsvollen Arbeit geschätzt. Zum 25-jährigen Jubiläum verzeichnete die Familienzeitschrift Stadt Gottes bereits eine Auflage von 200.000 Stück und vom Michaelskalender wurden über 700.000 Exemplare gedruckt. Diese Veröffentlichungen hatten großen Einfluss auf die Kirche in Deutschland und förderten das Interesse für die Auslandsmissionen. Janssen wurde zu Recht als „Missionsanimator“ der Kirche im deutschen Sprachraum Ende des 19. Jahrhunderts bezeichnet. Der Vertrieb der genannten Publikationen erfolgte durch die großzügige und hingebungsvolle Mitarbeit Tausender von Laien, die echte Missionare in ihrem Land waren.

Auch die in Steyl gehaltenen Einkehrtage zeitigten große Wirkung. P. Janssen erwies sich als Pionier bei der Einführung geistlicher Exerzitien in den deutschsprachigen Ländern. Jedes Jahr nahmen tausende Priester und Laien, Männer wie Frauen, an solchen Einkehrtagen teil und brachten etwas von dem in Steyl erlebten Gebetsgeist und Enthusiasmus mit nach Hause. Janssen sorgte außerdem dafür, dass jeder Teilnehmer bei seiner Rückkehr eine schöne Zahl an Rosenkränzen mitnahm. Es gibt nur wenige Heilige, die so viele Rosenkränze verteilten wie Arnold Janssen.

Nicht alle, die mit dem Wunsch, ihr Leben der Mission zu weihen, an die Tore von Steyl klopften, wollten Priester werden. Viele wollten den Missionen mit ihrer Arbeit einfach nur helfen. Janssen nahm sie gerne auf, wenngleich dies nicht zu seinem ursprünglichen Plan gehörte. Daraus entwickelte sich der Zweig der Laienbrüder. Durch deren fachliche und kaufmännische Ausbildung und ihre Einsetzung in wichtige Positionen trug Janssen zum Entstehen eines neuen Tpyus des Ordensbruders bei.

Beim ersten Generalkapitel 1885 konstituierte sich die Kommunität als Ordenskongregation, zusammengesetzt aus Priestern und Brüdern, unter der Bezeichnung Gesellschaft des Göttlichen Wortes (S.V.D.), deren Zweck die Verbreitung des Evangeliums vor allem unter den nicht-christlichen Völkern war. Arnold Janssen wurde zum ersten Generaloberen gewählt.

Auch verschiedene Frauen ersuchten darum, sich dem Werk anschließen zu dürfen, in der Hoffnung, als Missionsschwestern dienlich zu sein. Die erste war die Selige Maria Helena Stollenwerk. Da Janssen die pastorale Bedeutung der Frauen, die an der Seite der Missionare arbeiteten, erkannte, gründete er am 8. Dezember 1889 eine missionarische Kongregation mit der Bezeichnung Dienerinnen des Heiligen Geistes. 1895 reisten die ersten Schwestern, die für das Ausland bestimmt waren, nach Argentinien. Schon bald erwiesen sich die Schwestern in allen Missionen, in denen die Patres und Brüder bereits tätig waren, als überaus wertvoll.

Am 8. Dezember 1896 erkor Janssen eine Gruppe von Schwestern für einen Klausurzweig, die Dienerinnen des Hl. Geistes von der Ewigen Anbetung. Ihr Dienst für die Missionen sollte darin bestehen, Tag und Nacht für die Kirche und speziell für die beiden anderen Missionskongregationen zu beten und so eine ununterbrochene Anbetung vor dem Allerheiligsten Altarsakrament zu gewährleisten.

Die Kongregationen nahmen zahlenmäßig rasch zu. Als 1900 die 25-Jahr-Feier der Gründung des Missionsinstituts begangen wurde, war Janssen zu Recht stolz über die Art, wie sich alles entwickelt hatte. Im Mai 1900 gab es bereits 208 Priester, 549 Brüder, 190 Schwestern, 99 Studenten der Theologie und 731 Schüler als Missionsaspiranten. Auf juridischer Ebene wurde die Gesellschaft des Göttlichen Wortes zunächst vom Bischof von Roermond anerkannt; am 25. Januar 1901 folgte das Decretum Laudis durch den Heiligen Stuhl.

Im Blick auf die wachsende Zahl der Missionare ermunterte die Kongregation Propaganda Fide Janssen dazu, in verschiedenen Ländern Häuser und Missionen zu eröffnen. Bei seinem Tod, am 15. Januar 1909 in Steyl, waren seine Missionare auf allen fünf Kontinenten aktiv. Dass sein Werk vom Herrn gesegnet ist, beweist die Entwicklung selbst: mehr als 6.000 Missionare des Göttlichen Wortes arbeiten in 63 Ländern. Von den Missionsschwestern Dienerinnen des Heiligen Geistes gibt es mehr als 3.800 in 41 Ländern und von den Dienerinnen des Heiligen Geistes von der Ewigen Anbetung sind über 400 in zehn Ländern tätig.

Die sterbliche Hülle von Arnold Janssen befindet sich in der Kirche des Missionshauses St. Michael, St. Michaelstraat 7, Steyl-Tegelen, Holland.

Am 5. Oktober 2003 wurde Arnold Janssen von Papst Johannes Paul II. heiliggesprochen, nachdem ihn Papst Paul VI. am 19. Oktober 1975 seliggesprochen hatte.

 

RESCH, ANDREAS: Die Heiligen Johannes Pauls II. 1982 – 2004. Innsbruck: Resch, 2012 (Selige und Heilige Johannes Pauls II; 5). XIV, 480 S., 109 Farbtaf., ISBN 978-3-85382-094-0, Ln, EUR 48.60 [D], 49.90 [A]

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